Nottuln ist Mitglied im Deutschen Riga-Komitee

„Gegen das Vergessen und für eine gemeinsame Erinnerung”

Was am 25. September 2018 einstimmig vom Rat der Gemeinde beschlossen wurde, ist offiziell am 14. Januar 2020 besiegelt worden: Der Beitritt der Gemeinde Nottuln zum Deutschen Riga-Komitee.
Damit gehört die Stiftsgemeinde zu den mittlerweile über 60 Kommunen, die unter dem Dach des Deutschen Riga-Komitees vereint sind. Gegründet hatte sich das Bündnis am 23. Mai 2000.
Aufgabe des Städtebündnisses ist es, an die über 25 000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1941 und 1942 aus vielen deutschen Städten nach Riga (Lettland) deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden.
Der Beitritt zum Deutschen Riga-Komitee ist ein klares Bekenntnis dafür, dass sich Nottuln der Erinnerung an diese Zeit stellt und sich dazu verpflichtet, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

Auch in Nottuln ist es zu Deportationen von Jüdinnen und Juden aus der Gemeinde gekommen, unter ihnen Walter Heimbach, der nach Riga verschleppt wurde und starb.
Walter Heimbach (geboren 1887) ist der Sohn von Emma Heimbach geb. Wolff. Die Familie Wolff lebte von 1779 bis 1910 in der Gemeinde Nottuln, bevor sie nach Essen verzog.
Walter Heimbach gehörte zu den 502 oder 506 jüdischen Frauen, Männern und Kindern, die am 27. Januar 1942 von Gelsenkirchen aus nach Riga deportiert worden sind.
Ein ähnliches Schicksal erlitt Else Goldenberg, die 1903 als Else Wertheim in Nottuln zur Welt kam. Sie und ihre Familie wurden von Münster aus am 13. Dezember 1941 nach Riga geschickt. Else Goldenberg und ihr Mann überlebten. Sie verstarben 1980 beziehungsweise 1979 in Münster.  

Mehr Informationen zum Deutschen Riga-Komitee und zur Gedenkstätte im Wald von Bikernieki (Lettland) gibt es beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Der Beitritt zum Deutschen Riga-Komitee basiert auf einem Vorschlag von 27 Nottulner Bürgerinnen und Bürgern, die im Januar 2018 einen entsprechenden Brief an die damalige Bürgermeisterin Manuela Mahnke (2015 bis 2020) und den Rat der Gemeinde Nottuln richteten. 


WN vom 17.06.2023

Nottuln.Das Leid und Sterben ist nicht vergessen: Der aus Nottuln stammende Jude Walter Heimbach wurde 1941 in Riga ermordet. Insgesamt wurden in und um Riga im Jahr 1941 rund 37 600 deutsche und lettische Juden erschossen und in Massengräbern verscharrt.

Auf einer Reise, die unter dem Motto „Gedenken und Mahnung“ stand und vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Bezirksregierung Münster organisiert worden war, besuchten 2023 der frühere Nottulner CDU-Ratspolitiker Georg Schulze Bisping und Gemeindearchivar Christian Wermert nicht nur die lettische Hauptstadt Riga. Als bedeutendster Programmpunkt der Reise wurde die Shoah-Gedenkstätte im Wald von Biķernieki besucht.

Im Jahre 1941 wurde Biķernieki die größte Stätte des Massenmords an Jüdinnen und Juden. Neben den Jüdinnen und Juden wurden dort auch politische Gefangene und knapp 10 000 sowjetische Kriegsgefangene getötet. Im Jahr 2001 wurde an diesen Massengräbern mit Unterstützung vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Holocaust-Gedenkstätte eröffnet. An der Gedenkplatte für die Opfer aus Nottuln legten Georg Schulze Bisping und Christian Wermert in Begleitung von Regierungspräsident Andreas Bothe Blumen nieder.

Außerdem suchten die Teilnehmer verschiedene Shoah-Gedenkstätten wie die Große Choralsynagoge und den Deportationsbahnhof Šķirotava auf. Sie besichtigten das Museum „Juden in Lettland“ und das ehemalige Polizei- und Arbeitserziehungslager Salaspils und führten darüber hinaus Gespräche mit dem deutschen Botschafter in Lettland, Christian Heldt, und mit dem Rabbiner Eliyohu Krumer, berichtet die Gruppe in einer Pressemitteilung.

Die Gemeinde Nottuln trat 2020 dem Riga-Komitee bei. Damit gehört sie zu den mittlerweile 76 Kommunen, die unter dem Dach des Riga-Komitees vereint sind. „Der Beitritt zum Riga-Komitee ist ein klares Bekenntnis, dass Nottuln sich der Erinnerung stellt und sich verpflichtet, die Vergangenheit nicht zu vergessen und sich stets dafür einzusetzen, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen“, so Schulze Bisping.