Wer genau hinguckt, sieht, dass die ersten Arbeiten zum Bau des neuen Azubi-Wohnhauses am Appelhülsener Bahnhof schon begonnen haben. Doch so ganz leise soll der Bau des Gebäudes mit seinen insgesamt sieben Wohnungen für Auszubildende – sechs Appartements und eine Zwei-Zimmerwohnung im Dachgeschoss – in der Gemeinde Nottuln nun nicht über die Bühne gehen. Handelt es sich dabei doch um ein wegweisendes Pilotprojekt, welches die Gemeinde Nottuln zusammen mit der Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH unter dem Dach der kommunalen Wohnbaugenossenschaft Lerchenhorst eG entwickelte und nun verwirklicht. Mitte des kommenden Jahres soll das Gebäude bezugsfertig sein.
Am gestrigen Dienstag erfolgte die offizielle Grundsteinlegung für das Bauprojekt, zusammen mit Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes als Aufsichtsratsvorsitzenden der Lerchenhorst eG, Gemeindeoberrechtsrat Stefan Kohaus als Lerchenhorst eG- Vorstand, Pyramis-Geschäftsführer Michael Hoppenberg, den Lerchenhorst-Aufsichtsräten Arnd Rutenbeck und Hartmut Rulle sowie Martin Schmedding als ausführender Architekt und Diplom-Ingenieur Frank Dornbusch, Bauleiter des Bauunterunternehmens Arning aus Steinfurt.
Damit nachfolgende Generationen wissen, was es mit diesem Gebäude auf sich hat und wann es gebaut wurde, befüllte Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes eine Zeitkapsel – unter anderem mit der aktuellen Tageszeitung und Ansichtskarten der Gemeinde Nottuln – und ließ sie symbolisch in ein Stück der Außenmauer ein. Später findet die Zeitkapsel einen festen Platz im Fundament des Gebäudes, das in den nächsten Wochen gegossen wird.
Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes freut es, dass das Projekt Azubi-Wohnen so schnell Form annimmt. „Mit diesem Projekt können wir den Nottulner Unternehmen und ihren Auszubildenden eine neue Perspektive bieten“, so der Bürgermeister. Wohlwissend, dass Wohnungen für Auszubildende ein wichtiger Faktor sein können, um die Fachkräftesicherung für die Unternehmen gewährleisten zu können.
„Da das Wohnheim in direkter Lage zum Bahnhof liegt, und von dort auch Busse nach Nottuln fahren, haben die Nottulner Betriebe eine sehr gute Chance, auch Auszubildende von außerhalb für ihre Unternehmen zu bekommen“, betont Lerchenhorst-Vorstand Stefan Kohaus. Bei der Auswahl des Grundstückes hatte die Lerchenhorst eG zudem noch ein weiteres Bedürfnis von jungen Leuten im Blick: „Sie sind gerne in der Stadt unterwegs und mit den Zügen, die in Appelhülsen abfahren, sind sie schnell in Münster und im Ruhrgebiet.“
Nach der Baugenehmigung, die der Lerchenhorst eG im April zuging, erreichte die kommunale Wohnbaugenossenschaft auch die Fördermittelzusage in Höhe von rund 868 000 Euro aus dem Topf der öffentlichen Wohnraumförderung des Bundes. Die Gesamtkosten des Baus belaufen sich auf rund 1,1 Millionen Euro. Den restlichen Betrag finanziert die Lerchenhorst eG über Kredite.
„Die Lerchenhorst eG ist ein Paradebeispiel dafür, was möglich ist, wenn alle Beteiligten – vom Bürgermeister und der Gemeindeverwaltung über die politischen Gremien bis hin zu uns als Partner – vertrauensvoll und zielorientiert zusammenarbeiten“, sagt Michael Hoppenberg, Aufsichtsratsmitglied der Lerchenhorst eG und Geschäftsführer der Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH). Dieser partnerschaftliche Geist sei der Schlüssel dafür, um innovative Projekte wie das Azubi-Wohnen in Appelhülsen schnell und erfolgreich auf den Weg zu bringen.
Auch Lerchenhorst-Aufsichtsrat Arnd Rutenbeck ist vom Genossenschafts-Modell überzeugt: „ Es ist 100 Prozent der richtige Partner für uns“, freut er sich darüber, dass die Genossenschaft in allen Ortsteilen aktiv ist. „Schön, dass in den kleinen Ortsteilen etwas entsteht“, so Rutenbeck.
Die neuen Bewohner:innen erwartet im nächsten Jahr ein moderner Klinkerbau mit einem gläsernen Treppenhaus, in dem auch der Aufzug nicht fehlt. Die sechs Appartements – drei unten und drei im Obergeschoss – sind 35 Quadratmeter groß und verfügen entweder über eine Terrasse oder einen Balkon. Im Dachgeschoss befindet sich eine Wohnung, in der zwei Personen Platz finden – Dachterrasse inklusive. Auch der Mietpreis ist unschlagbar: Sie wird je Wohnplatz berechnet und setzt sich aus der Grundmiete in Höhe von 210 Euro monatlich sowie – wenn beantragt – 45 Euro monatlich für Einbaumöbel und 20 Euro Internetpauschale zusammen. In Summe beträgt die Kaltmiete zwischen 210 und 275 Euro – hinzu kommen dann noch die Betriebs- und Heizkosten.
Mit diesem Instrument der Personalsuche beschreitet die Gemeinde Nottuln Neuland. Orientiert hatte sie sich dabei an den Wohnformen für Studierende in den Uni-Städten – „ein ähnlich gelagertes Projekt im ländlichen Raum ist uns nicht bekannt“, berichtet Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes, der Folgeprojekte dieser Art nicht ausschließen möchte: „Kommt es gut an, legen wir nach.“
Die Erfolgsgeschichte des Detmolder Modells schreibe in Nottuln ein weiteres wichtiges Kapitel, erklärt Michael Kirchner, Mitvorstand der Lerchenhorst eG und Geschäftsführer der Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH: „In ganz NRW beweisen unsere Genossenschaften, dass wir mit dieser Form der Zusammenarbeit flexiblen und bezahlbaren Wohnraum für die spezifischen Bedarfe vor Ort schaffen können – sei es für Familien, Senioren oder wie in Appelhülsen zukunftsweisend für Auszubildende. Das stärkt nicht nur die Kommunen, sondern auch die regionale Wirtschaft. Genau diese Flexibilität macht Genossenschaften nach dem Vorbild des Detmolder Modells zu einem so starken Instrument für eine nachhaltige und soziale Gemeindeentwicklung.“