Betreff
Nahwärmekonzept und Stromverbund Hummelbach
Vorlage
018/2010
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die Betriebsleitung wird beauftragt, das Nahwärmekonzept und den Stromverbund Hummelbach im Wirtschaftsjahr 2010 entsprechend der Sachverhaltsdarstellung umzusetzen.

 


Sachverhalt:

 

 

I.     Ausgangssituation

In der Sitzung des Betriebsausschusses am 18.08.2009 wurde durch den Geschäftsführer der Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse mbH, Münster, Herr Zeine, die Machbarkeitsstudie zur Errichtung eines Nahwärmeverbundes auf Basis einer Holzhackschnitzelanlage einschließlich der Herstellung eines Stromverbunds im Bereich des Schul- und Sportzentrums Nottuln vorgestellt. Die Betriebsleitung wurde seinerzeit beauftragt, die Planungen und die Fördermittelbeantragung weiter voranzutreiben und die Entscheidungsgrundlagen im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzplanung ab 2010 bereitzustellen.

 

Da sich zum Ende des Geschäftsjahres 2009 ergeben hat, dass mit den Planern noch eine Vielzahl von Fragestellungen zu klären waren, wurde vor dem Hintergrund der Komplexität und den hohen Investitionskosten des Projektes festgelegt, über das Projekt „Wärme- und Stromverbund Hummelbach“ im Rahmen einer Sondersitzung des Betriebsausschusses am 09.02.2010 zu beraten.

 

 

II.  Investitionskosten

Zwischenzeitlich wurden die Arbeiten zur Entwurfsplanung durch das Ingenieurbüro Schuler GmbH (IBS), Bietigheim Bissingen, abgeschlossen. Die Nettoinvestitionskosten für das Gesamtprojekt betragen 1.390.000 €. Davon entfallen auf Wärmeverbund und Holzhackschnitzelanlage insgesamt 1.290.000 € und auf die Herstellung des Stromverbunds 100.000 €. Als Anlage 1 ist eine Übersicht der geplanten Investitionskosten beigefügt. Während in der Machbarkeitsstudie noch von Investitionskosten in Höhe von rd. 991.000 € ausgegangen worden ist, wird in der letzten abschließenden Entwurfsplanung von 1.390.000 € ausgegangen. Die Abweichung um rd. 400.000 € hat mehrere Ursachen.

 

Aufgrund der Änderung der Bundesemissionsschutzverordnung zum 01.01.2010 ist der Rauchgasstaubgehalt für Holzschnitzelfeuerungsanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung < 1.000 kW auf einen Staubgehalt von max. 100 mg/Nm³ Luft zu reduzieren. Diese neue Bestimmung macht den Einbau einer speziellen Filteranlage für die geplante Holzschnitzelfeuerung notwendig. Allein diese Filteranlage verursacht zusätzliche Investitionskosten in Höhe von 120.000 €.

 

Durch das Planungsbüro wurden in Abstimmung zwischen der Verwaltungs- und Betriebsleitung die beiden nord-östlich gelegenen Gebäude Musikpavillon und Sportlerheim mit in das Konzept einbezogen. Die zusätzlichen Investitionskosten betragen für die Erweiterung insgesamt 60.000 €.

 

Die verbleibende Abweichung von rd. 20% gegenüber den Kosten der Machbarkeitsstudie ist insbesondere auf die im Verlauf der konkreten Entwurfsplanung betrachteten örtlichen Gegebenheiten, auch im Zusammenhang mit der Standortfrage und den Zufahrtsmöglichkeiten zur Holzhackschnitzelanlage sowie den Kostensteigerungen durch das Konjunkturpaket, begründet.

 

Die textlichen Unterlagen der Entwurfsplanung für den Nahwärmeverbund sowie für den Stromverbund sind der Vorlage als Anlage 3 und 4 beigefügt. Die Planzeichnungen sind kurz vor der Fertigstellung und werden an die Fraktionen in den nächsten Tagen nachgereicht.

Die Entwurfsplanung wird durch die Vertreter des Planungsbüros IBS in der Sitzung des Betriebsausschusses am 09.02.2010 vorgestellt.

 

 

III.    Wirtschaftlichkeitsberechnung

Durch den Geschäftsführer der Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse mbH (Ages GmbH), Münster, Herrn Zeine, wurden die Ausgangsdaten der Entwurfsplanung in eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Gesamtprojekt umgesetzt. Ziel des Gesamtprojektes muss es sein, trotz der relativ hohen Investitionskosten eine Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Gemeindewerke zu erzielen. Die Kapital-, Betriebs- und Brennstoffkosten für das Gesamtprojekt müssen durch Einsparungen bei den Gasbezugskosten einschließlich der Kosten für die ersparten Ersatzinvestitionen bei den Wärmeabnehmern als Einzelanlagen wieder kompensiert werden.

 

Als Anlage 2 ist die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Ages GmbH beigefügt. Es wird ein Zeitraum von 25 Jahren betrachtet. Für die Kosten und Erlöse wurde ein Anstieg von 3% unterstellt. Für die Wärmeabnehmer wurde ein um rd. 5% günstigerer Wärmepreis gegenüber dem derzeitigen Gaspreis in die Berechnung einbezogen. In der Erfolgsvorschaurechnung ergeben sich aus Sicht der Gemeindewerke nach einem neutralen Jahresergebnis im ersten Jahr bereits ab dem zweiten Jahr positive Betriebsergebnisse für die Gemeindewerke. Die Erfolgsvorschaurechnung zeigt, dass das Gesamtprojekt wirtschaftlich darstellbar ist. Angesichts der zu erwartenden Preisentwicklungen im Bereich der fossilen Brennstoffe wird sich das Projekt „Wärme- und Stromverbund“ voraussichtlich auf lange Sicht vorteilhafter darstellen, als in der „vorsichtigen Berechnung“ mit einem Preisanstieg von 3% pro Jahr.

     

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung wird durch den Geschäftsführer der Ages GmbH, Herrn Zeine, in der Sitzung des Betriebsausschusses am 09.02.2010 vorgestellt.

 

 

IV.     Finanzierung

Im Vermögensplan des Wasserwerkes für 2010 wurden die Investitionskosten für das Projekt Nahwärme- und Stromverbund mit insgesamt 1.400.000 € veranschlagt. Zur Finanzierung des Projektes wurden Kreditmittel in Höhe von 1.252.000 € und Tilgungszuschüsse der KFW in Höhe von 148.000 € ermittelt. Die Finanzierung stellt sich zwischenzeitlich wie folgt dar:

 

Obwohl von der Energieagentur NRW kaum Aussicht auf Erfolg vorhergesagt worden ist, wurde durch die Betriebsleitung Ende vergangenen Jahres ein Antrag auf Zuwendung des Landes Nordrhein Westfalen aus dem 2009 ausgelaufenen Programm „progres.nrw“ gestellt. Trotz der geringen Erfolgsaussichten ging mit Schreiben der Bezirksregierung Arnsberg vom 16.12.2009 ein positiver Zuwendungsbescheid bei den Gemeindewerken ein. Das Land NRW fördert das Gesamtprojekt mit einem Betrag in Höhe von 46.000 €.

 

Durch die Erweiterung des Nahwärmeverbundes bis zum Sportlerheim Nottuln ist mit Tilgungszuschüssen der KFW in Höhe von 171.000 € zu rechnen. Um diesen Betrag ist die Bruttokreditaufnahme zu reduzieren, da um diesen Betrag die Tilgungsleistung geringer ausfallen wird. Demgegenüber steht eine Auszahlung der KFW- Mittel in Höhe von nur 96% für die Gesamtkreditaufnahme.

 

Die Investitionskosten in Höhe von 1.390.000 € werden damit hauptsächlich durch eine Kreditaufnahme bei der KFW aus dem Programm „Erneuerbare Energien“ in Höhe von 1.400.000 (Auszahlung 96% = 1.344.000 €) finanziert. Davon ist ein Tilgungszuschuss in Höhe von 171.000 zu berücksichtigen, so dass die zu tilgende Nettokreditaufnahme insgesamt 1.229.000 € betragen wird (Wirtschaftsplanansatz Kreditaufnahme max. 1.252.000 € ). Die verbleibende Finanzierungslücke wird durch die Landesförderung proges.nrw in Höhe von 46.000 € gedeckt.

 

Ohne eine Entscheidung des Betriebsausschusses vorwegnehmen zu wollen, ist der Förderantrag an die KFW bereits gestellt worden. Ziel ist es, einen Zeitverzug im Fall einer positiven Beschlussfassung zur Projektumsetzung zu vermeiden. Notfalls würde der Antrag zurückgezogen.

 

Der Bauantrag wird bis zur Sitzung vorbereitet und kann im Fall einer positiven Beschlussfassung unverzüglich nach dem 09.02.2010 beim Kreis Coesfeld gestellt werden.

 

 

V.   Zeitliche Projektplanung

Nach Vorlage der Entwurfsplanung des Projektes hat sich im Rahmen der Vorabstimmung mit dem Kreis Coesfeld als Baugenehmigungsbehörde ergeben, dass seitens des Kreises Coesfeld die Holzhackschnitzelanlage nicht, wie zunächst in Aussicht gestellt, als untergeordnete Nebenanlage gewertet wird. Das hat zur Folge, dass für den vorgesehenen Standort der Holzhackschnitzelanlage eine Änderung des Bebauungsplans für diesen Bereich erforderlich wird. In Abstimmung zwischen der Verwaltungsleitung, dem Fachbereich III und der Betriebsleitung ist vorgesehen, den umzusetzenden Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplans in den Sitzungen des Gemeindeentwicklungsausschusses am 24.02.2010 und in der Sitzung des Gemeinderates am 23.03.2010 zu beraten. Sofern die Vorberatung in der Sitzung des Gemeindeentwicklungsausschusses positiv verläuft, soll unverzüglich die Offenlage und Behördenbeteiligung erfolgen. Der Bauantrag wird jetzt zeitnah gestellt und mit dem Kreis Coesfeld wurde abgestimmt, dass bei Vorliegen aller Voraussetzungen eine Baugenehmigung direkt nach vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen Anfang April und somit noch vor Satzungsbeschluss des geänderten Bebauungsplanes erfolgen könnte.

 

Ziel muss es sein, zu Beginn der nächsten Heizperiode 2010/2011 in Betrieb zu gehen. Sofern alle Verfahrensschritte zeitlich optimal verlaufen, ist eine Inbetriebnahme der Anlage für den 01.10.2010 vorgesehen. Aufgrund der tlw. abgängigen Heizungstechnik in den öffentlichen Gebäuden, ist eine zeitnahe Realisierung des Projektes aus technischen Gründen angezeigt. Auch vor dem Hintergrund der sich ständig ändernden Förderbedingungen sollte auf eine zügige Umsetzung des Projektes hingewirkt werden.

 

 

VI. Zusammenfassung / Ausblick

 

Das Projekt „Nahwärme- und Stromverbund Hummelbach“ stellt für die Gemeinde Nottuln einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar. Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten lässt dieses Projekt langfristig große Vorteile aus der Nutzung regenerativer Energien erwarten. Obwohl die Gaspreise sich im Vergleich zum Jahr 2008 auf einem relativ niedrigen Niveau befinden geht wohl Niemand davon aus, dass für fossile Brennstoffe eine langfristige Preisstabilität zu erwarten ist. Vor diesem Hintergrund wird durch eine Eigenversorgung auch eine Unabhängigkeit gegenüber den allgemeinen Preissteigerungen der fossilen Brennstoffe erzielt, auch dann, wenn die Brennstoffpreise für Holzhackschnitzel in gleichem prozentualen Verhältnis steigen würden wie die Gaspreise.

 

Die Umsetzung des Nahwärmekonzeptes verspricht mittelfristig erhebliche Einsparungen für die Energieaufwendungen der mit Wärme und Strom versorgten Gebäude und verbessert die Energiekostenbilanz der Nottulner Bäder bzw. verbessert die Betriebsergebnisse des Wasserwerkes. Neben diesen Chancen birgt das Projekt aber auch Risiken. Neben der zu erwartenden zwingenden Einhaltung des Investitionsbudgets sind die zukünftigen Lieferpreise für die Holzhackschnitzel von ausschlaggebender Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit des Projektes. Die Chancen und Risiken sind gegeneinander abzuwägen. Insofern ist vorgesehen, das Projekt in der anstehenden Sitzung nach der Präsentation des Konzeptes mit den Fachleuten der Planungsbüros umfassend zu beraten, um die Entscheidung für oder gegen das Projekt auf einer fundierten Informationsgrundlage treffen zu können.    

 

 

  

     

   

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

        

  

  

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Investitionskosten: 1.390.000 € netto

 


Anlagen:

 

1.       Übersicht der geplanten Investitionskosten

2.       Wirtschaftlichkeitsberechnung Ages GmbH, Münster

3.       Unterlagen Entwurfsplanung –Wärmeverbund-

4.       Unterlagen Entwurfsplanung –Stromverbund-