Betreff
Schnellbuslinie S 60 – Weiterführung nach Pilotprojektende. Hier: Einvernehmen mit der Gemeinde Nottuln.
Vorlage
019/2024
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

Die Gemeinde Nottuln erteilt ihr Einvernehmen bzgl. der nach Pilotende angedachten Weiterführung der Anbindung der S 60 nach Darup, wenn die im Sachverhalt aufgeführten Punkte in der weiteren Planung und Ausgestaltung nach Möglichkeit berücksichtigt werden


Sachverhalt:

Der Kreistag hat am 29.09.2021 für einen Versuchszeitraum von zwei Jahren eine veränderte Linienführung der S 60 beschlossen. Die veränderte Linienführung der S 60 trat am 25.04.2022 erstmalig in Kraft. Seitdem bindet die S 60 den Ortsteil Darup an, die Schleife durch „Nottuln-Süd“ wird - bis auf wenige Verstärkerfahrten („D-Fahrten“) in den Hauptverkehrszeiten - nicht mehr bedient.

 

Ende 2023 hat sich der Kreistag erneut mit dem Thema beschäftigt und das „Pilotprojekt“ unter die Lupe gekommen. Dabei ließen sich auf Grundlage von verschiedenen Fahrgastzählungen folgende Erkenntnisse gewinnen (Sitzungsvorlage SV-10-1074, S.3):

 

-       in Hauptverkehrszeiten ist die Besatzquote angemessen,

-       in Nebenverkehrszeiten sinkt diese,

-       in Schwachverkehrszeiten existiert kaum Bedarf.

 

Kreisverwaltung und RVM haben sich daraufhin beraten und empfehlen, wie folgt nach Pilotprojektende die S 60 – Linienführung anzupassen (Sitzungsvorlage SV-10-1074, S.4):

 

-       in Hauptverkehrszeiten wird der Ortsteil Darup weiter angebunden,

-       in Nebenverkehrszeiten und am Wochenende wird Darup nicht angebunden, die Fahrten enden/beginnen am Rhodeplatz in Nottuln,

-       eine Feinerschließung („Nottuln-Süd“) erfolgt nicht.

 

Der Kreistag hat dem kreisverwaltungsseitigem Beschlussvorschlag mehrheitlich zugestimmt und folgende Vorgehensweise beschlossen (Sitzungsvorlage SV-10-1074, S.1):

 

1.    Die Verwaltung wird beauftragt, den Linienverlauf der S60 (Nottuln-Münster) unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Modellversuch (SV-10-0326) wie nachstehend erläutert fortzuentwickeln und das Einvernehmen mit der Gemeinde Nottuln herzustellen.

2.    Die Änderung des Fahrplans wird zum 01.04.2024 umgesetzt.

3.    Die Verwaltung beauftragt die RVM, notwendige Genehmigungen einzuholen.

 

Im Anschluss an die Beratungen wurde die Gemeinde Nottuln über den Beschluss informiert sowie gebeten, Einvernehmen herzustellen. Daraufhin hat die Gemeinde Nottuln einen interfraktionellen Arbeitskreis einberufen, um sich zu diesem Thema auszutauschen.

 

Grundsätzlich herrschte Konsens darüber, dass Darup nach Versuchsende weiter angebunden werden soll, um eine schnelle Verbindung nach Münster zu ermöglichen sowie den „Nottulner-Süden“ - bis auf weiterhin einzusetzende Verstärkerfahrten („D-Fahrten“) - auszusparen, um dem Schnellbuscharakter Rechnung zu tragen.

 

Den Empfehlungen seitens Kreisverwaltung und RVM konnte sich jedoch nicht uneingeschränkt angeschlossen werden. Folgende Punkte sollen bei der Planung, Umsetzung und Ausgestaltung seitens Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen berücksichtigt werden:

 

Bedienung Darups in Nebenverkehrszeiten und am Wochenende

 

In der Sitzungsvorlage SV-10-1074 ist – bis auf den Hinweis auf „Nebenverkehrszeiten“ - nicht ersichtlich, welche Fahrten wochentags von einer Streichung zugunsten einer Verkürzung des Linienwegs („Aussparung Darup“) entfallen sollen. Ohne genaue Angaben, welche Fahrten wochentags wegfallen sollen, kann der Empfehlung nicht entsprochen werden. Auch der Empfehlung, den Ortsteil Darup am Wochenende gar nicht mehr anzubinden, konnte sich nicht angeschlossen werden. Durch den durch die Bezirksregierung genehmigten Antrag Veelkers im vergangenen Jahr, Fahrten auf den Linien R62/R63 am Wochenende auszudünnen, ist die Erreichbarkeit Darups mit dem ÖPNV bereits eingeschränkt, ein ersatzloser Wegfall der S 60 würde die Situation verschärfen.

 

Politik und Gemeinde haben neben dem Beschluss bis 2030 klimaneutral zu sein, ein umfassendes Mobilitätskonzept verabschiedet, das neben strategischen Ansätzen zur Vermeidung und Verlagerung der MIV-Anteile auf die Steigerung klimafreundlicher Verkehrsträger abzielt. Auch hat die Politik die Gemeindeverwaltung beauftragt, neben der Schaffung weiterer Linien für das gesamte Gemeindegebiet ein optimiertes ÖPNV-Konzept und dessen Fortschreibung zu erarbeiten. Der Wegfall bzw. die Streichung von Fahrten stehen nicht im Einklang mit den gemeindlich formulierten Zielen und erschweren diese zusätzlich. Darüber hinaus widerspricht der Wegfall einzelner Fahrten den Bestrebungen auf landes- und bundespolitischer Ebene, die Nutzung des ÖPNV attraktiver zu gestalten sowie die Fahrgastzahlen zu erhöhen, um so die Weichen für die Verkehrswende zu stellen. Es besteht daher der ausdrückliche Wunsch, möglichst viele Fahrten auf der S 60 zwischen Darup und Nottuln beizubehalten, um die Angebotssituation nicht weiter zu verschlechtern.

 

Fahrgastzählungen

 

Auf Grundlage mehrerer Fahrgastzählungen haben Kreisverwaltung und RVM die o.g. Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dazu wurden im Mai und Oktober 2022 erste Daten erhoben, die letzte Zählung fand ein Jahr nach Start der Pilotphase, im April 2023, statt. Auf Grundlage der Fahrgastzählungen lässt sich erkennen, dass in Darup die Anzahl der Ein- und Aussteigenden stetig gestiegen ist, wenngleich diese ausbaufähig sind (vgl. Sitzungsvorlage SV-10-1074, S. 2ff.). Im interfraktionellen Arbeitskreis vertrat man die Auffassung, dass es für potenzielle Nutzende möglicherweise ein Hemmnis gewesen sein könnte, die S 60 zu nutzen, da nicht klar war, ob und wie es nach Projektlaufzeitende weitergehen soll. Dies hat möglicherweise dazu geführt, dass die Anzahl der Fahrgäste unter ihrem Potenzial geblieben ist. Auch der mögliche Effekt des im Mai 2023 eingeführten Deutschlandtickets konnte bei den Zählungen noch nicht berücksichtigt werden, sodass auch hier anzunehmen ist, dass die Fahrgastzahlen seitdem gestiegen sind.

 

Es besteht der Wunsch, aktuellere Zahlen vorzulegen sowie weitere Zählungen vorzunehmen, um den Einfluss des Deutschlandtickets erfassen und um bedarfsgerechte Fahrplanänderungen vornehmen zu können.

 

Pausensituation

 

Die aktuelle Pausensituation an der Haltestelle „Alter Hof Schopmann“ in Darup ist verbesserungswürdig. Derzeit verbringt der Bus zwar straßenverkehrsrechtskonform die Pausen bis zum Wiederantritt der Fahrt an der Anfangs-/Endhaltestelle „Alter Hof Schopmann“. Je nachdem, wie der Bus abgestellt wird, ist jedoch teilweise die Sicht für Passanten sowie Fahrzeugführende an dem Querungsstreifen eingeschränkt. Die Situation verschärft sich vor allen in der dunklen Jahreszeit bzw. in den frühen Morgen-/Abendstunden. Die Fahrer:innen scheinen mit der Situation vor Ort auch nicht glücklich. Es ist zu beobachten/wird berichtet, dass die Fahrer:innen die Pausen an anderer Stelle verbringen. Dies ist insofern problematisch, dass vereinzelt auf das angrenzende Gelände der freiwilligen Feuerwehr ausgewichen wird, sodass diese schlimmstenfalls beim ein- oder ausrücken durch Rangiervorgänge des Busses behindert werden könnten.

 

Es besteht der Wunsch seitens Politik und Gemeindeverwaltung, Alternativstandorte (u.a. Sportplatzgelände Borussia Darup) auf ihre Machbarkeit hin zu überprüfen und nach Möglichkeit umzusetzen. Die Verwaltung wird zwecks weiterer Überprüfung mit Verkehrsunternehmen und Kreisverwaltung in den Austausch treten.

 

 

Vorbehaltlich der Berücksichtigung und Machbarkeitsprüfung der o.g. Punkte schlägt die Gemeindeverwaltung vor, das Einvernehmen herzustellen.

 


Finanzielle Auswirkungen:

Zunächst keine.

 


Anlagen:

Anlage 1 – Sitzungsvorlage SV-10-1074