Beschlussvorschlag:
Die Gemeinde Nottuln erteilt ihr Einvernehmen bzgl. der nach Pilotende angedachten Weiterführung der Anbindung der S 60 nach Darup, wenn die im Sachverhalt aufgeführten Punkte in der weiteren Planung und Ausgestaltung nach Möglichkeit berücksichtigt werden
Sachverhalt:
Der Kreistag
hat am 29.09.2021 für einen Versuchszeitraum von zwei Jahren eine veränderte
Linienführung der S 60 beschlossen. Die veränderte Linienführung der S 60 trat
am 25.04.2022 erstmalig in Kraft. Seitdem bindet die S 60 den Ortsteil Darup
an, die Schleife durch „Nottuln-Süd“ wird - bis auf wenige Verstärkerfahrten
(„D-Fahrten“) in den Hauptverkehrszeiten - nicht mehr bedient.
Ende 2023 hat
sich der Kreistag erneut mit dem Thema beschäftigt und das „Pilotprojekt“ unter
die Lupe gekommen. Dabei ließen sich auf Grundlage von verschiedenen
Fahrgastzählungen folgende Erkenntnisse gewinnen (Sitzungsvorlage SV-10-1074,
S.3):
-
in
Hauptverkehrszeiten ist die Besatzquote angemessen,
-
in
Nebenverkehrszeiten sinkt diese,
-
in
Schwachverkehrszeiten existiert kaum Bedarf.
Kreisverwaltung
und RVM haben sich daraufhin beraten und empfehlen, wie folgt nach
Pilotprojektende die S 60 – Linienführung anzupassen (Sitzungsvorlage
SV-10-1074, S.4):
-
in
Hauptverkehrszeiten wird der Ortsteil Darup weiter angebunden,
-
in
Nebenverkehrszeiten und am Wochenende wird Darup nicht angebunden, die
Fahrten enden/beginnen am Rhodeplatz in Nottuln,
-
eine
Feinerschließung („Nottuln-Süd“) erfolgt nicht.
Der
Kreistag hat dem kreisverwaltungsseitigem Beschlussvorschlag mehrheitlich
zugestimmt und folgende Vorgehensweise beschlossen (Sitzungsvorlage SV-10-1074,
S.1):
1.
Die
Verwaltung wird beauftragt, den Linienverlauf der S60 (Nottuln-Münster) unter
Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Modellversuch (SV-10-0326) wie
nachstehend erläutert fortzuentwickeln und das Einvernehmen mit der Gemeinde
Nottuln herzustellen.
2.
Die
Änderung des Fahrplans wird zum 01.04.2024 umgesetzt.
3.
Die
Verwaltung beauftragt die RVM, notwendige Genehmigungen einzuholen.
Im Anschluss
an die Beratungen wurde die Gemeinde Nottuln über den Beschluss informiert
sowie gebeten, Einvernehmen herzustellen. Daraufhin hat die Gemeinde Nottuln
einen interfraktionellen Arbeitskreis einberufen, um sich zu diesem Thema
auszutauschen.
Grundsätzlich
herrschte Konsens darüber, dass Darup nach Versuchsende weiter angebunden
werden soll, um eine schnelle Verbindung nach Münster zu ermöglichen sowie den
„Nottulner-Süden“ - bis auf weiterhin einzusetzende Verstärkerfahrten
(„D-Fahrten“) - auszusparen, um dem Schnellbuscharakter Rechnung zu tragen.
Den Empfehlungen
seitens Kreisverwaltung und RVM konnte sich jedoch nicht uneingeschränkt
angeschlossen werden. Folgende Punkte sollen bei der Planung, Umsetzung und
Ausgestaltung seitens Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen berücksichtigt
werden:
Bedienung Darups in
Nebenverkehrszeiten und am Wochenende
In der
Sitzungsvorlage SV-10-1074 ist – bis auf den Hinweis auf „Nebenverkehrszeiten“
- nicht ersichtlich, welche Fahrten wochentags von einer Streichung zugunsten
einer Verkürzung des Linienwegs („Aussparung Darup“) entfallen sollen. Ohne
genaue Angaben, welche Fahrten wochentags wegfallen sollen, kann der Empfehlung
nicht entsprochen werden. Auch der Empfehlung, den Ortsteil Darup am Wochenende
gar nicht mehr anzubinden, konnte sich nicht angeschlossen werden. Durch den
durch die Bezirksregierung genehmigten Antrag Veelkers im vergangenen Jahr,
Fahrten auf den Linien R62/R63 am Wochenende auszudünnen, ist die
Erreichbarkeit Darups mit dem ÖPNV bereits eingeschränkt, ein ersatzloser
Wegfall der S 60 würde die Situation verschärfen.
Politik und
Gemeinde haben neben dem Beschluss bis 2030 klimaneutral zu sein, ein
umfassendes Mobilitätskonzept verabschiedet, das neben strategischen Ansätzen
zur Vermeidung und Verlagerung der MIV-Anteile auf die Steigerung
klimafreundlicher Verkehrsträger abzielt. Auch hat die Politik die
Gemeindeverwaltung beauftragt, neben der Schaffung weiterer Linien für das
gesamte Gemeindegebiet ein optimiertes ÖPNV-Konzept und dessen Fortschreibung
zu erarbeiten. Der Wegfall bzw. die Streichung von Fahrten stehen nicht im
Einklang mit den gemeindlich formulierten Zielen und erschweren diese
zusätzlich. Darüber hinaus widerspricht der Wegfall einzelner Fahrten den
Bestrebungen auf landes- und bundespolitischer Ebene, die Nutzung des ÖPNV
attraktiver zu gestalten sowie die Fahrgastzahlen zu erhöhen, um so die Weichen
für die Verkehrswende zu stellen. Es besteht daher der ausdrückliche Wunsch,
möglichst viele Fahrten auf der S 60 zwischen Darup und Nottuln beizubehalten,
um die Angebotssituation nicht weiter zu verschlechtern.
Fahrgastzählungen
Auf Grundlage
mehrerer Fahrgastzählungen haben Kreisverwaltung und RVM die o.g.
Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dazu wurden im Mai und Oktober 2022 erste
Daten erhoben, die letzte Zählung fand ein Jahr nach Start der Pilotphase, im
April 2023, statt. Auf Grundlage der Fahrgastzählungen lässt sich erkennen,
dass in Darup die Anzahl der Ein- und Aussteigenden stetig gestiegen ist,
wenngleich diese ausbaufähig sind (vgl. Sitzungsvorlage SV-10-1074, S. 2ff.).
Im interfraktionellen Arbeitskreis vertrat man die Auffassung, dass es für
potenzielle Nutzende möglicherweise ein Hemmnis gewesen sein könnte, die S 60
zu nutzen, da nicht klar war, ob und wie es nach Projektlaufzeitende
weitergehen soll. Dies hat möglicherweise dazu geführt, dass die Anzahl der
Fahrgäste unter ihrem Potenzial geblieben ist. Auch der mögliche Effekt des im
Mai 2023 eingeführten Deutschlandtickets konnte bei den Zählungen noch nicht
berücksichtigt werden, sodass auch hier anzunehmen ist, dass die Fahrgastzahlen
seitdem gestiegen sind.
Es besteht
der Wunsch, aktuellere Zahlen vorzulegen sowie weitere Zählungen vorzunehmen,
um den Einfluss des Deutschlandtickets erfassen und um bedarfsgerechte
Fahrplanänderungen vornehmen zu können.
Pausensituation
Die aktuelle
Pausensituation an der Haltestelle „Alter Hof Schopmann“ in Darup ist
verbesserungswürdig. Derzeit verbringt der Bus zwar
straßenverkehrsrechtskonform die Pausen bis zum Wiederantritt der Fahrt an der
Anfangs-/Endhaltestelle „Alter Hof Schopmann“. Je nachdem, wie der Bus
abgestellt wird, ist jedoch teilweise die Sicht für Passanten sowie
Fahrzeugführende an dem Querungsstreifen eingeschränkt. Die Situation
verschärft sich vor allen in der dunklen Jahreszeit bzw. in den frühen
Morgen-/Abendstunden. Die Fahrer:innen scheinen mit der Situation vor Ort auch
nicht glücklich. Es ist zu beobachten/wird berichtet, dass die Fahrer:innen die
Pausen an anderer Stelle verbringen. Dies ist insofern problematisch, dass
vereinzelt auf das angrenzende Gelände der freiwilligen Feuerwehr ausgewichen
wird, sodass diese schlimmstenfalls beim ein- oder ausrücken durch
Rangiervorgänge des Busses behindert werden könnten.
Es besteht
der Wunsch seitens Politik und Gemeindeverwaltung, Alternativstandorte (u.a.
Sportplatzgelände Borussia Darup) auf ihre Machbarkeit hin zu überprüfen und
nach Möglichkeit umzusetzen. Die Verwaltung wird zwecks weiterer Überprüfung
mit Verkehrsunternehmen und Kreisverwaltung in den Austausch treten.
Vorbehaltlich
der Berücksichtigung und Machbarkeitsprüfung der o.g. Punkte schlägt die
Gemeindeverwaltung vor, das Einvernehmen herzustellen.
Finanzielle Auswirkungen:
Zunächst
keine.
Anlagen:
Anlage 1 –
Sitzungsvorlage SV-10-1074