Betreff
Ortsentwicklung Darup: Erstellung eines Dorfinnenentwicklungskonzeptes (DIEK)
Vorlage
216/2016
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

Der Erstellung eines Dorfinnenentwicklungskonzeptes (DIEK) für den Ortsteil Darup wird zugestimmt. Die Verwaltung wird damit beauftragt, einen Fördermittelantrag für das DIEK vorzubereiten und bei der Bezirksregierung Münster einzureichen. Bei positivem Bescheid soll ein externes Büro mit der Erstellung eines DIEK beauftragt werden.

 


Sachverhalt:

Seit Oktober 2016 ist die Familien Feismann neue Eigentümerin der Hofstelle Coesfelder Straße 38 in Darup (ehemaliger Besitz der Familie Focke). Die Besitzerin plant die Sanierung und den Umbau der Hofstelle sowohl zur privaten Nutzung, zur Wohnnutzung für Dritte als auch zur gewerblichen Nutzung. Die Eigentümerin möchte mit der Wiederherstellung der gesamten Hofstelle und mit den geplanten Nutzungen auch einen Beitrag zur Dorferneuerung leisten und der Dorfgemeinschaft nutzen (s. hierzu Anlagen 1 und 2).

Im Zuge der Planungen für den Umbau der Hofstelle hat sich die Familie Feismann mit der Frage einer möglichen Förderung des Vorhabens an die Gemeinde Nottuln gewandt.

Eine Förderung des Projektes ist grundsätzlich über das Programm Integrierte ländliche Entwicklung (ILE), Dorferneuerung, möglich. Die geplante Maßnahme fällt z. B. unter Punkt 3 Dorferneuerung der Förderrichtlinie: 3.1.5 „Investive Maßnahmen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe zur Umnutzung ihrer bestehenden Bausubstanz sowie deren Vorbereitung und Begleitung, insbesondere für Gewerbe-, Dienstleistungs-, Handels.-, kulturelle, öffentliche und gemeinschaftliche Zwecke, die dazu dienen, Arbeitsplätze zu sichern, neue Arbeitsplätze zu schaffen oder Zusatzeinkommen zu erschließen“.

Voraussetzung für die Förderung von Privaten ist jedoch die Aufstellung eines sog. Dorfinnenentwicklungskonzeptes (DIEK). Antragsteller für ein DIEK muss die Gemeinde sein. Ein solches Konzept analysiert den Status Quo in Darup und betrachtet die gesamte Entwicklungsperspektive für Darup und integriert in einem übergreifenden Planungsansatz die verschiedenen Einzelmaßnahmen als Voraussetzung für eine Förderung.

Mit einem DIEK erhöhen sich darüber hinaus die Fördersätze für möglicherweise von der Gemeinde beantragten Einzelmaßnahmen in Darup von 45 auf 65%.

Darüber hinaus gibt es in Darup eine Reihe von weiteren Entwicklungen und Vorhaben mit Auswirkungen auf die Dorfentwicklung / auf Flächen. Diese Einzelvorhaben würden in dem übergreifenden Planungsansatz eines DIEK integriert und würden, bei Verabschiedung des Konzeptes in den politischen Gremien, demnach alle einer Entwicklungsstrategie für Darup folgen.

1. Förderung

Das Land NRW fördert zusammen mit der Europäischen Union die ländliche Entwicklung im Regierungsbezirk. Fördermittel vergibt die Bezirksregierung dafür unter anderem aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Relevant ist hier die „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung einer integrierten ländlichen Entwicklung“. Demnach gewährt das Land Zuwendungen für die Finanzierung von Maßnahmen der integrierten ländlichen Entwicklung zur Sicherung und Weiterentwicklung des ländlichen Raums als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum und zur Einbindung einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft in den Prozess zur Stärkung der regionalen Wirtschaft … .

Gegenstand der Förderung ist u. a. die Erarbeitung der zur Durchführung der Dorfentwicklung erforderlichen Dorfinnenentwicklungskonzepte (DIEK). Zuwendungsberechtigt sind Gemeinden, Zuwendungsfähig sind die Ausgaben zur Erarbeitung von Dorfinnenentwicklungskonzepten. Die Höhe der Förderung beträgt 75% der förderfähigen Kosten, max. 20.000 Euro pro DIEK (Umsatzsteuer nicht förderfähig). Fördervoraussetzungen ist u. a. , dass die Gemeinde sich in der Gebietskulisse NRW-Programm „Ländlicher Raum 2014-2020“ befindet (die betrifft alle Gemeinden des Kreises Coesfeld).

Mindestanforderungen an das DIEK

Lt. der Förderrichtlinie muss ein DIEK mindestens folgende Punkte beinhalten:

§  Analyse des Status Quo (Bevölkerung, Infrastruktur),

§  Stärken-Schwächen-Analyse,

§  Ableitung des Handlungsbedarfs,

§  Darstellung der Entwicklungsziele, Leitprojekte,

§  Darstellung, in welcher Weise die Bevölkerung und die relevanten Akteure bei der Erstellung eingebunden waren,

§  Darstellung der Möglichkeiten zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme.

§ 

Die Erarbeitung aller Konzeptschritte muss unter Beteiligung der Bürger erfolgen. Der Ortskern wird Fördergebiet. Pro Gemeinde können max. zwei DIEKS gefördert werden.

Einzelmaßnahmen können in folgenden inhaltlichen Förderbereichen gefördert werden:

§  Pläne für die Entwicklung ländlicher Gemeinden (u. a. DIEK)

§  Dorferneuerung und - entwicklung

§  Dem ländlichen Charakter angepasste Infrastrukturmaßnahmen

§ 

Mit einem DIEK wird für private Investoren, wie Familie Feismann überhaupt erst der Zugang zu einer Förderung aus dem genannten Bereich ermöglicht. Mit DIEK kommt die Familie bei erfolgreicher Antragstellung in den Genuss von 35% Förderung, ohne DIEK erhält sie keine Förderung. Die Gemeinde erhält für Fördermaßnahmen gemäß dem Programm „Ländlicher Raum 2014-2020“ mit DIEK eine Förderung in Höhe von 65%, ohne lediglich von 45%.

 

2. Weitere Projekte und Vorhaben in Darup

In Darup gibt es eine Reihe von Vorhaben und Entwicklungen seitens der Gemeinde als auch von privaten Initiativen. Vor diesem Hintergrund ist auch aus fachlicher Sicht die Erstellung eines übergeordneten Entwicklungskonzeptes sinnvoll, welches diese verschiedenen Vorhaben integriert und einer gemeinsamen Zielperspektive zuordnet.

Zu den weiteren Vorhaben zählen u. a.:

Modellvorhaben des BMVI, „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“, Idee „Dorfzentrum 2.0“ (Kreis Coesfeld)

Der Kreis Coesfeld nimmt mit dem Projekt „Dorfzentrum 2.0“ aktuell an einem Modellvorhaben des BMVI zur langfristigen Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen teil. Die wesentlichen Zielsetzungen des Modellvorhabens „Dorfzentrum 2.0“ liegen darin, vorbildhafte und übertragbare Lösungen zur Sicherung der Daseinsvorsorge und Mobilität in kleinen unterversorgten Ortsteilen im Kreis Coesfeld zu erarbeiten und umzusetzen. Damit sollen die Attraktivität und „Überlebensfähigkeit“ der Ortsteile als lebendige Wohn-, Lebens- und Arbeitsorte – speziell auch für weniger mobile Menschen - gesichert oder wieder hergestellt werden. Im besonderen Fokus steht hier auch der Hof Schoppmann in Darup als möglicher Standort eines zukünftigen „Dorfzentrums 2.0“. Zwischenzeitlich wurde das Modelldorf Darup als stark von Unterversorgung betroffener Ortsteil ausgewählt.

 

Das Regionale 2016 Projekt „Alter Hof Schoppmann“ ist mittlerweile als Natur-, Infomations- und Bildungszentrum und Veranstaltungsort etabliert (Dorfgemeinschaftsraum in der alten Tenne, Hofcafé, Naturschutzzentrum …).

Dieses Projekt wurde im Rahmen der Regionale 2016 Westmünsterland gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld e.V., der Bürgergenossenschaft Darup und der Gemeinde Nottuln entwickelt.

 

Der Heimatverein Darup

Der Heimatverein Darup kümmert sich seit November 2002 unter anderem um die Förderung des Heimatgedankens und des Denkmalschutzes. Der Verein engagiert sich für die Dorferneuerung und -verschönerung und hat vor ca. 10 Jahren bereits einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Dorfes erstellt. Der Heimatverein plädiert ebenfalls für ein Gesamtkonzept für die Entwicklung des Dorfes, als übergeordneten Rahmen für die Einzelmaßnahmen, für die verschiedenen bestehenden Initiativen zur Dorfentwicklung und auch als Basis für die ehrenamtliche Arbeit.

Aus dem Heimatverein ist ebenfalls der Arbeitskreis Dorferneuerungsgruppe hervorgegangen, der organisatorisch der Daruper Bürgergenossenschaft e. G. angeschlossen ist.

 

Umsetzung von Einzelmaßnahmen zur Umgestaltung der Daruper Ortsdurchfahrt

Zurzeit werden seitens der Gemeinde Nottuln in Absprache mit dem Heimatverein verschiedene Maßnahmen zur langfristigen Umgestaltung der Daruper Ortsdurchfahrt geplant bzw. kleinere Maßnahmen (z. B. ein Baumtor) bereits umgesetzt. Ziele sind u. a. Geschwindigkeitsreduzierung, Neuordnung von Verkehrsflächen, Erhöhung der gestalterischen Qualität und Erhöhung der Aufenthaltsqualität.

Weiterhin geplant sind Radfahrerschutzstreifen, auf der Coesfelder Straße sollen bestehende Bushaltestellen umgestaltet werden. Die überdimensionierte Ampelanlage an der Ortsdurchfahrt soll entfernt und Querungsstellen bzw. Fußgängerüberwege eingerichtet werden (s. auch VL 074/2016).

 

Kreativ-Gärten Darup

Die Bürgerinitiative „Kreativgärten Darup“ bewirtschaftet seit ca. 2012 öffentliches Brachland im Ortskern von Darup (ca. 2000 qm). Grundidee ist, dass auf den Brachflächen naturnahe Gartenräume entstehen und somit der Ort mit neuen Lebensimpulsen erfüllt wird. Bisher sind verschiedene Themengärten realisiert worden. Zudem sind in den Gärten verschiedene Kunstobjekte aus Wildholz platziert, wie kreative Gartenmöbel und sonstige kreative Objekte. Im Gelände finden darüber hinaus Kunstausstellungen, Vorträge und Veranstaltungen zu den Themen aktuelle Politik, Kunst, Gartengestaltung und Heilarbeit statt.

 

Daruper Landpartie (ein Wochenende pro Jahr)

Die "Daruper Landpartie" versammelt an einem Wochenende im August an zahlreichen Orten des Dorfes Darup verschiedene Künstlerinnen und Künstler mit ihren unterschiedlichen Werken. Sie hat seit 2007 bereits zehnmal hintereinander stattgefunden und erfreut sich nicht nur im Ort, sondern auch in der Region und darüber hinaus einer stetig steigenden Beliebtheit. Ein jährlich wechselndes heimatkundliches Thema präsentiert die Geschichte des Dorfes Darup. Viele private Gärten und Räume und auch Einrichtungen bieten eine gastfreundliche Bühne, auf der Künstler ihre Werke und kreativen Aktivitäten vorstellen können.

Auch seitens der Daruper Landpartie gibt es eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen zur Aufwertung des Dorfes (s. VL 116/2015).


Finanzielle Auswirkungen:

Die Erarbeitung eines DIEK durch ein externes Planungsbüro kostet voraussichtlich rd. 15.000 - 20.000 Euro brutto (Erfahrungswert). Diese Kosten würden nach der entsprechenden Förderrichtlinie zur integrierten ländlichen Entwicklung zu 75% (der Nettokosten) gefördert. Der verbleibende Eigenanteil in Höhe von rd. 3.750 - 5.000 €uro plus die jeweilige Umsatzsteuer (nicht förderfähig) kann aus den verfügbaren laufenden Mitteln für räumliche Planung finanziert werden.

 


Anlagen:

1.    Projektbeschreibung Gut Feismann

2.    Pläne Gut Feismann

3.    Tabelle Übersicht Fördersätze