Betreff
Beseitigung von Straßenbäumen und Verarbeitung zu Brennholz
Vorlage
017/2012
Art
Beschlussvorlage

Begründung des Bürgeranliegens:

 

Fast allen Einwohnern sind die vielen Straßenbäume ein Dorn im Auge. Sie verdunkeln die Straßen und Grundstücke, werden viel zu groß und werfen endlos Laub ab, womit sich die Gemeinde/Bürger herumplagen müssen. Aus diesem Grund sollte jeder zweite Straßenbaum zu Brennholz verarbeitet und verkauft werden.

 

 


Information der Verwaltung:

 

Schon ab den 1970er Jahren war Ziel der Gemeinde Nottuln, bei der Ortsplanung bzw. im Rahmen der Bebauungsplanaufstellung, einen durchgrünten Charakter der Wohn- und Gewerbeflächen zu schaffen, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Grünbestände in Straßenräumen und hier vor allem ausgewachsene Bäume. Die Wohlfahrtwirkung vor allem von Bäumen, besteht in der Belebung, Auflockerung und Gliederung des Ortsbildes, Erhaltung und Verbesserung des Stadtklimas, Abwehr schädlicher Umwelteinwirkungen sowie Erhaltung eines Lebensraumes für Vögel und andere Tiere. Diese genannten positiven Umweltwirkungen können insbesondere große bzw. ausgewachsene Bäume erfüllen.

 

Belebung, Auflockerung und Gliederung des Stadtbildes

Bäume sind in der Lage, eine wichtige raumbildende Funktion einzunehmen. So können durch Bäume strenge Baulinien aufgelockert, wichtige Sichtachsen betont und unschöne Situationen  verdeckt werden. Bäume können durch entsprechende Pflanzung verkehrslenkend sowie verkehrsberuhigend wirken. Durch Pflanzung einer (einprägsamen) Baumart wird der Wiedererkennungs- und Identifikationswert z.B. eines Wohnquartiers erhöht. Große und alte Bäume benötigen im Gegensatz zu anderen Elementen der Grünbestände einen langen Zeitraum, um ihren überdurchschnittlichen Wert zu gewinnen. Ihre Beseitigung ist deshalb immer ein überdurchschnittlicher Verlust.

Ein Baum ist im Gegensatz zu einem Gebäude ein lebendiges Element. Im Laufe der Jahre finden ein stetiges Wachstum und eine Veränderung der Materie statt. Die verschiedenen Lebensphasen eines Baumes vom Jungbaum bis zum stattlichen Altbaum oder der Lauf der Jahreszeiten (Austrieb, Blüte Früchte, Herbstfärbung, Laubfall) lassen sich gut beobachten, erleben und erfahren. Ein nur schwer messbares Thema ist die sinnliche und ästhetische Wahrnehmung von Bäumen und anderen Grünanlagen. Die Farbe „Grün“ wirkt beruhigend und ein Aufenthalt im Grünen wird oft mit Ruhe und Wohlbefinden gleichgesetzt.

 

Erhaltung und Verbesserung des Stadtklimas

In Grünflächen, insbesondere bei Bäumen, findet eine Kohlenstoffdioxidbindung und Sauerstoffproduktion statt: Bei der Photosynthese verzehren die Bäume Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und scheiden dabei Sauerstoff aus. Im Durchschnitt kann ein Baum 7 kg CO² pro Tag aufnehmen. Das entspricht ungefähr dem CO² -Abfall eines Einfamilienhauses. Dabei gibt er 5 kg Sauerstoff ab und trägt dadurch zur Luftverbesserung bei.

 

·      Schattenwurf

senkt die Temperaturen gegenüber versiegelten, nicht beschatteten Straßen, Plätzen und angrenzenden Bauwerken.

 

·      Befeuchtung der Stadtluft

Verdunstung über Blatt und Rinde erhöhen den Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft, führen zur Luftzirkulation (Luftaustausch) und kühlen sie ab.

 

·      Staubfilter

Durch ihre große wirksame spezifische Blattoberfläche filtern belaubte Bäume Schwebteilchen, insbesondere Feinstaub, aus der Luft und wirken so als höchst effizienter Staubfilter. Filterleistung der Belaubung pro Baum (Staub etc.) bis 7.000 kg/Jahr

 

·         Luftfilter

In gleichem Maße kann die hohe spezifische Blattoberfläche, die in der Luft enthaltenen gasförmigen Schadstoffe, wie Stickoxide und Schwefel entziehen oder Stäube und Aerosole aus der Luft u.a. auch gesundheitsgefährdende Stoffe filtern.

 

·         Windbremse

Bäume mindern die Windenergie. Dadurch werden "Kanalwirkung und Schluchtcharakter" einer Straße gemildert und es können Wind-/Sturmschäden verhindert oder gemindert werden.

 

·         Lärmminderung, insbesondere durch groß- und rauhlaubige Gehölze

Nach eingehenden Untersuchungen wird Verkehrslärm sehr viel mehr visuell als akustisch von den Anwohnern registriert, so dass Bäumen damit eine wesentliche Bedeutung als Sichtschutzpflanzung zukommt.

 

·         Erhaltung eines Lebensraumes für Vögel und andere Tiere

Bäume in der Bebauung sind vielfältiger Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger

Im Allgemeinen wird  ein Baum nur dann geschnitten, wenn es aus Verkehrssicherheits- oder Krankheitsgründen notwendig wird. Im Hinblick auf die Wohlfahrtswirkung von Bäumen ist es das Ziel, Bäume soweit möglich unter Berücksichtigung ihrer Standortbedingungen lange und arttypisch zu erhalten.

Abgesehen von den dargestellten wichtigen Funktionen eines Baumes, die er im vitalen Zustand erfüllen kann, ist durch die Beseitigung jedes zweiten Straßenbaumes auch langfristig eine Kostenersparnis nicht zu erreichen. Die Kosten für die Beseitigung eines Baumes innerhalb der Ortslagen im befestigten Straßenbereich wären mit durchschnittlich 600 - 1.000 € (für Fällung, Holz- und Stubbenbeseitigung, Bodenaustausch, Pflasterung - einschl. Aufbau - sowie Niveauangleichung an vorhandenem Belag) zu veranschlagen. Zum Teil ist damit zu rechnen, dass Leitungen und Kabel den Wurzelbereich tangieren. Im Zweifel ist kostenintensive Handarbeit notwendig. Der mögliche Erlös durch den Holzverkauf ist unerheblich.

 

Geht man bei der Betrachtung davon aus, dass jeder 2. Straßenbaum nur in Ortslagen entfernt werden soll, so wären das etwa 1.400 Bäume. Schon bei einem Kostenansatz unterhalb des mittleren Durchschnittes von „nur“ 700 €/Baum, entstehen Kosten von knapp 1 Millionen Euro.

 

Dieser Vorschlag produziert bei der Umsetzung erhebliche Kosten und wirkt sich insbesondere negativ auf das Ortsbild, Stadtklima und die Lebensbedingungen anderer Lebewesen aus.

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Fällungskosten rd. 1 Mio. €

 


Vorschlag der Verwaltung:

 

Der Vorschlag zum Bürgerhaushalt, jeden zweiten Straßenbaum zu Brennholz zu verarbeiten und zu verkaufen, wird aus umweltpolitischen Gründen und aufgrund der hohen Fällungskosten nicht weiter verfolgt.

 

 

Anlagen:

 

Bürgerhaushalt Seite 24