Begründung des Bürgeranliegens:
Fast allen Einwohnern sind die vielen Straßenbäume ein Dorn im Auge. Sie verdunkeln die Straßen und Grundstücke, werden viel zu groß und werfen endlos Laub ab, womit sich die Gemeinde/Bürger herumplagen müssen. Aus diesem Grund sollte jeder zweite Straßenbaum zu Brennholz verarbeitet und verkauft werden.
Information der Verwaltung:
Schon ab den 1970er
Jahren war Ziel der Gemeinde Nottuln, bei der Ortsplanung bzw. im Rahmen der
Bebauungsplanaufstellung, einen durchgrünten Charakter der Wohn- und
Gewerbeflächen zu schaffen, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Eine zentrale
Rolle spielen dabei die Grünbestände in Straßenräumen und hier vor allem
ausgewachsene Bäume. Die Wohlfahrtwirkung vor allem von Bäumen, besteht in der
Belebung, Auflockerung und Gliederung des Ortsbildes, Erhaltung und
Verbesserung des Stadtklimas, Abwehr schädlicher Umwelteinwirkungen sowie
Erhaltung eines Lebensraumes für Vögel und andere Tiere. Diese genannten
positiven Umweltwirkungen können insbesondere große bzw. ausgewachsene Bäume
erfüllen.
Belebung,
Auflockerung und Gliederung des Stadtbildes
Bäume sind in der
Lage, eine wichtige raumbildende Funktion einzunehmen. So können durch Bäume
strenge Baulinien aufgelockert, wichtige Sichtachsen betont und unschöne
Situationen verdeckt werden. Bäume
können durch entsprechende Pflanzung verkehrslenkend sowie verkehrsberuhigend
wirken. Durch Pflanzung einer (einprägsamen) Baumart wird der Wiedererkennungs-
und Identifikationswert z.B. eines Wohnquartiers erhöht. Große und alte Bäume
benötigen im Gegensatz zu anderen Elementen der Grünbestände einen langen
Zeitraum, um ihren überdurchschnittlichen Wert zu gewinnen. Ihre Beseitigung
ist deshalb immer ein überdurchschnittlicher Verlust.
Ein Baum ist im
Gegensatz zu einem Gebäude ein lebendiges Element. Im Laufe der Jahre finden
ein stetiges Wachstum und eine Veränderung der Materie statt. Die verschiedenen
Lebensphasen eines Baumes vom Jungbaum bis zum stattlichen Altbaum oder der
Lauf der Jahreszeiten (Austrieb, Blüte Früchte, Herbstfärbung, Laubfall) lassen
sich gut beobachten, erleben und erfahren. Ein nur schwer messbares Thema ist
die sinnliche und ästhetische Wahrnehmung von Bäumen und anderen Grünanlagen.
Die Farbe „Grün“ wirkt beruhigend und ein Aufenthalt im Grünen wird oft mit
Ruhe und Wohlbefinden gleichgesetzt.
Erhaltung und
Verbesserung des Stadtklimas
In Grünflächen,
insbesondere bei Bäumen, findet eine Kohlenstoffdioxidbindung und
Sauerstoffproduktion statt: Bei der Photosynthese verzehren die Bäume
Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und scheiden dabei Sauerstoff aus. Im
Durchschnitt kann ein Baum 7 kg CO² pro Tag aufnehmen. Das entspricht ungefähr
dem CO² -Abfall eines Einfamilienhauses. Dabei gibt er 5 kg Sauerstoff ab und
trägt dadurch zur Luftverbesserung bei.
·
Schattenwurf
senkt die
Temperaturen gegenüber versiegelten, nicht beschatteten Straßen, Plätzen und
angrenzenden Bauwerken.
·
Befeuchtung der Stadtluft
Verdunstung
über Blatt und Rinde erhöhen den Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft, führen
zur Luftzirkulation (Luftaustausch) und kühlen sie ab.
·
Staubfilter
Durch ihre große wirksame
spezifische Blattoberfläche filtern belaubte Bäume Schwebteilchen, insbesondere
Feinstaub, aus der Luft und wirken so als höchst effizienter Staubfilter.
Filterleistung der Belaubung pro Baum (Staub etc.) bis 7.000 kg/Jahr
·
Luftfilter
In gleichem Maße kann die hohe spezifische
Blattoberfläche, die in der Luft enthaltenen gasförmigen Schadstoffe, wie
Stickoxide und Schwefel entziehen oder Stäube und Aerosole aus der Luft u.a.
auch gesundheitsgefährdende Stoffe filtern.
·
Windbremse
Bäume mindern die Windenergie. Dadurch werden
"Kanalwirkung und Schluchtcharakter" einer Straße gemildert und es
können Wind-/Sturmschäden verhindert oder gemindert werden.
·
Lärmminderung, insbesondere durch groß- und rauhlaubige Gehölze
Nach eingehenden Untersuchungen wird
Verkehrslärm sehr viel mehr visuell als akustisch von den Anwohnern
registriert, so dass Bäumen damit eine wesentliche Bedeutung als
Sichtschutzpflanzung zukommt.
·
Erhaltung eines Lebensraumes für Vögel und andere Tiere
Bäume in der Bebauung sind vielfältiger
Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger
Im Allgemeinen
wird ein Baum nur dann geschnitten,
wenn es aus Verkehrssicherheits- oder Krankheitsgründen notwendig wird. Im
Hinblick auf die Wohlfahrtswirkung von Bäumen ist es das Ziel, Bäume soweit
möglich unter Berücksichtigung ihrer Standortbedingungen lange und arttypisch
zu erhalten.
Abgesehen von den dargestellten wichtigen Funktionen eines Baumes, die
er im vitalen Zustand erfüllen kann, ist durch die Beseitigung jedes zweiten
Straßenbaumes auch langfristig eine Kostenersparnis nicht zu erreichen. Die
Kosten für die Beseitigung eines Baumes innerhalb der Ortslagen im befestigten
Straßenbereich wären mit durchschnittlich 600 - 1.000 € (für Fällung, Holz- und
Stubbenbeseitigung, Bodenaustausch, Pflasterung - einschl. Aufbau - sowie
Niveauangleichung an vorhandenem Belag) zu veranschlagen. Zum Teil ist damit zu
rechnen, dass Leitungen und Kabel den Wurzelbereich tangieren. Im Zweifel ist
kostenintensive Handarbeit notwendig. Der mögliche Erlös durch den Holzverkauf
ist unerheblich.
Geht man bei der Betrachtung davon aus, dass jeder 2. Straßenbaum nur
in Ortslagen entfernt werden soll, so wären das etwa 1.400 Bäume. Schon bei
einem Kostenansatz unterhalb des mittleren Durchschnittes von „nur“ 700 €/Baum,
entstehen Kosten von knapp 1 Millionen
Euro.
Dieser Vorschlag produziert bei der Umsetzung erhebliche Kosten und
wirkt sich insbesondere negativ auf das Ortsbild, Stadtklima und die
Lebensbedingungen anderer Lebewesen aus.
Finanzielle Auswirkungen:
Fällungskosten
rd. 1 Mio. €
Vorschlag der Verwaltung:
Der Vorschlag zum Bürgerhaushalt, jeden zweiten Straßenbaum zu Brennholz zu verarbeiten und zu verkaufen, wird aus umweltpolitischen Gründen und aufgrund der hohen Fällungskosten nicht weiter verfolgt.
Anlagen:
Bürgerhaushalt Seite 24