Antrag der CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Nottuln vom 30.11.2010
Beschlussvorschlag:
Die
Betriebsleitung wird beauftragt, zusätzliche Finanzmittel für das Budget zur
Instandhaltung der Wirtschaftswege zum Haushalt 2012 anzumelden.
Sachverhalt:
Mit
dem als Anlage beigefügten Antrag der CDU-Fraktion wird die Verwaltung gebeten,
einen aktualisierten Zustandsbericht für die Wirtschaftswege in der Gemeinde
Nottuln vorzulegen. In dem Bericht soll Stellung dazu genommen werden, ob aus
Sicht der Verwaltung die Haushaltsmittel für die Unterhaltung der
Wirtschaftswege in der mittelfristigen Finanzplanung ab 2012 erhöht werden
müssen, um einen Sanierungsstau zu verhindern bzw. abzuarbeiten. In der
Begründung zum Antrag wird insbesondere auf den harten Winter 2010 hingewiesen,
der dazu führen könnte, dass die Haushaltsmittel für den Unterhalt in Höhe von
50.000 € pro Jahr nicht ausreichen könnten.
Zu
dem Antrag vom 30.11.2010 wird wie folgt Stellung genommen:
In
den siebziger Jahren wurden im Gemeindegebiet von Nottuln im Rahmen der
Flurbereinigung ca. 140 km Wirtschaftswege ausgebaut und nach Abschluss der
Flurbereinigungsverfahren an die Gemeinde Nottuln übertragen. Ein separates
Straßen- und Wegekataster für diese landwirtschaftlichen Wirtschaftswege
besteht nur in den Unterlagen zur Flurbereinigung aus dieser Zeit.
Im
Zuge der Aufstellung der Eröffnungsbilanz in Zusammenhang mit der Einführung
des neuen kommunalen Finanzmanagement zum 01.01.2005, wurden aus dem
„Geo-Portal“ des Kreises Coesfeld nur die Grund- und Bodenwerte, auf denen
seinerzeit die Wirtschaftswege hergestellt wurden, bewertet. Da die ausgebauten
Wirtschaftswege zwischen 1960 und 1970 entstanden sind, erfolgte keine
Bewertung der Straßenoberflächen im Rahmen des Neuen Kommunalen
Finanzmanagement, da die Nutzungsdauer von Straßen auf 50 Jahre begrenzt ist.
Die
Instandhaltungsmaßnahmen an den Wirtschaftswegen erfolgen in Abhängigkeit der
Verkehrsbedeutung bzw. Verkehrsbelastung und der Beurteilung des Zustands auf
der Basis jährlicher Kontrollen.
Straßen
mit größerer Verkehrsbelastung wie z.B. der Gemeindeverbindungsweg von der
Steinstraße Richtung Buxtrup, sowie Schulbusverbindungen in den Bauernschaften
wie z.B. „Heller“ und „Draum“, werden häufiger saniert, als Wirtschaftswege mit
geringer Verkehrsbelastung, die nahezu ausschließlich für den
landwirtschaftlichen Betrieb in Anspruch genommen werden wie z.B. im Bereich
der Baumberge.
Die
vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass sich ein durchschnittliches
Sanierungsintervall von 15 bis 20 Jahren als sinnvolle Maßnahme darstellt, um
die Wirtschaftswege in einem verkehrssicheren Zustand zu erhalten. Die
Instandhaltungsmaßnahmen selbst erfolgen durch eine Vorprofilierung der
vorhandenen Risse mittels Straßenbaubitumen und einer nachfolgenden
Splittabdeckung durch die Straßenbaukolonne des Baubetriebshofes. Die
anschließende komplette Oberflächenbehandlung erfolgt durch eine Fachfirma. Für
die Instandhaltung der Wirtschaftswege werden dem Baubetriebshof jährlich
50.000 € für Fremdleistungen und Materialbeschaffungen durch den
Gemeindehaushalt zur Verfügung gestellt.
In
der Begründung des als Anlage beigefügten Antrages wird auf die Folgen des
harten Winters hingewiesen. Hierzu ist festzuhalten, dass auf Straßen
Frostschäden dann entstehen, wenn bei Dauerfrost die Fahrbahnoberfläche durch
den Einsatz von Auftaumitteln angetaut wird. Geschmolzenes Eis und Schnee
dringt dann in vorhandene Risse der Fahrbahnoberfläche ein und friert bei
nachlassender Tauwirkung des Streusalzes wieder ein. Die durch gefrierendes
Wasser verursachte Volumenveränderung führt zu einer Sprengwirkung im
Fahrbahnriss und somit zu weiteren Frostschäden. Im Bereich der Wirtschaftwege
werden im Winter im Regelfall nur die Schulbusstrecken gestreut.
Dementsprechend
treten in der Regel auch nur an diesen Wirtschaftwegen verstärkt Frostschäden
auf. Diese Schäden werden im Rahmen der jährlichen Straßensanierungen in den
Sommermonaten beseitigt. Insgesamt waren die Straßensanierungsmaßnahmen im Jahr
2010 aufgrund von Frostschäden auf Wirtschaftswegen nicht umfangreicher, als in
den vorangegangenen Jahren.
An
dieser Stelle muss aber auf die Kostenentwicklung für Fremdleistungen und für
das zu beschaffende Straßenbaumaterial ausdrücklich hingewiesen werden. Zur
Jahrtausendwende konnten mit einem Mittelansatz für Fremdleistungen und
Materialbeschaffung in Höhe von 50.000 € noch Gesamtstrecken von 7,9 km
Wirtschaftswege instand gehalten werden. Die Instandhaltungskosten betrugen
seinerzeit rd. 2,11 € pro m² Straßenoberfläche. Das Sanierungsintervall lag bei
rd. 17,7 Jahren.
Mittlerweile
haben sich die Kosten für Straßenbaumaterial und Fremdleistungskosten drastisch
erhöht, sodass im Jahr 2010 lediglich noch 4,6 km Wirtschaftswege
instandgesetzt werden konnten. Die Instandhaltungskosten betragen heute rd.
3,62 € pro m². Die Länge von 4,6 km entspricht einem Sanierungsintervall von
rd. 30 Jahren. Damit sind die Kosten um rd. 72 % gestiegen.
Ausgehend
von der aktuellen Kostensituation für Straßenbaumaterial und Fremdleistungen
wären für ein Sanierungsintervall von 15 Jahren rd. 100.000 € bereitzustellen.
Sofern von einem Sanierungsintervall von rd. 20 Jahren ausgegangen wird, würde
der Mittelansatz rd. 75.000 € betragen.
Im
Ergebnis wird festgehalten, dass angesichts der aktuellen Kostensituation ein
Mittelansatz von 50.000 € für die Instandhaltung von Wirtschaftswegen
langfristig nicht ausreichen wird, um den derzeitigen, relativ guten Zustand
der Wirtschaftswege zu erhalten. Sofern es nicht zu einem Sanierungsstau kommen
soll, wäre ein Sanierungsintervall von durchschnittlich 15 – 20 Jahre
angezeigt. In diesem Fall wäre der derzeitige Mittelansatz in Höhe von 50.000 €
auf 75.000 bis 100.000 € zu erhöhen.
Abschließend
ist festzuhalten, dass durch eine konsequente Instandhaltung in den vergangenen
Jahrzehnten ein relativ guter Zustand der Wirtschaftswege erhalten werden
konnte. Sollten diese Maßnahmen zukünftig unterbleiben oder reduziert
werden und würde nur eine provisorische
Instandhaltung erfolgen, müssten die Wirtschaftswege über kurz oder lang mit
einem völlig neuen Deckenneubau ausgestattet werden. Daraus würden Kosten von
rd. 15 € pro m² resultieren und damit ein Vielfaches an Kosten verursachen, als
bisher. Zusätzlich ist anzumerken, dass eine Deckenerneuerung von
Wirtschaftswegen als Neubaumaßnahme anzusehen wäre, die zu einer
Beitragspflicht der Anlieger führen könnte.
Die
Betriebsleitung wird, sofern der Betriebsausschuss zustimmt, im Rahmen der
Budgetgespräche zum Haushalt 2012 zusätzliche Finanzmittel beim Kämmerer
anmelden, sodass dieses Thema Gegenstand der Haushaltsberatungen wird.
Der
für die Straßenunterhaltung zuständige Dipl.-Ing., Herr Pieper, wird in der
Sitzung des Betriebsausschusses über die Instandhaltung der Wirtschaftswege auf
Basis der als Anlage beigefügten Pläne berichten und für Fragestellungen zur
Verfügung stehen.
Finanzielle Auswirkungen:
Anstieg
der Instandhaltungskosten Wirtschaftswege 2012:
+
25.000 bis 50.000 € pro Jahr
Anlagen:
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Schreiben
der CDU – Fraktion vom 30.11.2010
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2 Lagepläne