Betreff
Entwurf einer Erfolgsplanung 2018 für die Bäder der Gemeinde Nottuln unter Berücksichtigung eines ganzjährigen Betriebes des Hallenbades
Vorlage
030/2018
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Die Überlegungen für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades werden aus wirtschaftlich-technischen Gründen nicht weiter verfolgt.  

 

 


Sachverhalt:

 

1. Ausgangssituation

 

Vor dem Hintergrund des Antrages der Reha-Aktiv-Gemeinschaft Nottuln 1965 vom 03.11.2017 an die Bürgermeisterin der Gemeinde Nottuln, wurde die Betriebsleitung in der Sitzung des Betriebsausschusses am 30.11.2017 gebeten, für den Betriebsausschuss die zusätzlichen Kosten eines Ganzjahresbetriebes des Hallenbades zu ermitteln. Das Schreiben der Reha-Aktiv-Gemeinschaft Nottuln 1965 ist als Anlage 2 beigefügt.

 

Im Zusammenhang mit der Schließung des Bewegungsbades im Krankenhaus Nottuln Ende 2013, wurde bereits in den Sitzungen des Betriebsausschusses am 12.02.2014 sowie am 21.08.2014 umfassend über die Möglichkeiten beraten, zusätzliche zeitliche Kapazitäten im Hallenbad der Gemeinde Nottuln zu schaffen. Unter anderem wurden seinerzeit Verwaltungs- und Betriebsleitung damit beauftragt, mit den betreffenden Nutzergruppen Gespräche dahingehend zu führen, Lösungen hinsichtlich einer zeitlichen Nutzung für den Zeitraum ab Herbst 2014 zu finden.

 

Die Gesprächsrunden haben dahingehend zu einem Erfolg geführt, dass die Nutzergruppen mit insgesamt rd. 390 Personen, die ehemals das Bewegungsbad im Krankenhaus genutzt hatten, durch das Hallenbad Nottuln und die umliegenden Bäder vollständig aufgenommen werden konnten.

 

Im Nottulner Hallenbad wird seit 2014 der Reha-Aktiv-Gemeinschaft während des öffentlichen Badebetriebes jeweils mittwochs für 90 Minuten das hälftige Becken und jeweils donnerstags außerhalb des öffentlichen Badebetriebes für 120 Minuten das komplette Hallenbecken zur Verfügung gestellt. Die Reha-Aktiv-Gemeinschaft nutzt während der Schließungszeit des Hallenbades (Sommersaison des Wellenfreibades) Sporthallenzeiten.

 

Die Kolpingsfamilie Nottuln nutzt seit 2014 das komplette Becken außerhalb des öffentlichen Badebetriebes jeweils mittwochs für 90 Minuten. Die weiteren Gruppierungen wie Rheuma-Liga, kath. Bildungswerk und Volkshochschule sind in umliegenden Bädern beheimatet, zumal sich herausgestellt hat, dass die Wassertemperaturen und Wassertiefe des Hallenbades sich für diese Gruppierungen größtenteils nicht eignen.

 

Bereits im Betriebsausschuss am 12.02.2014 wurde den Ausschussmitgliedern dargestellt, dass die zusätzlichen Betriebskosten für einen ganzjährigen Betrieb unter Berücksichtigung zu erwartender geringerer Erlössteigerungen bei rd. 133.000 € liegen würden. Basis für die seinerzeitige Wirtschaftlichkeitsberechnung waren die Daten des Jahresabschlusses für die Bäder 2013 sowie die Kostenschätzung für die Herstellung der Wasseraufbereitungsanlagen und die daraus resultierenden Kapitalkosten, Abschreibungen und Verzinsung.

 

Die Berechnungen für einen Ganzjahresbetrieb des Hallenbades wurden nunmehr aktualisiert auf Basis des vorläufigen und ungeprüften Jahresabschlusses für die Bäder des vorangegangenen Geschäftsjahres 2017 und in die Erfolgsplanung 2018 als Anlage 1 ergänzend mit aufgenommen. Die wesentlichen Planungsdaten der Bäder werden im Folgenden erläutert:

 

 

 

 

 

2. Erläuterungen zum Erfolgsplan

 

Umsatzerlöse und Erträge

 

Für das Wirtschaftsjahr 2018 werden Umsatzerlöse in Höhe von rd. 277.670 € erwartet. Hauptposten bilden dabei die Erlöse aus Eintrittsentgelten in Höhe von 146.200 €. Die Erlössteigerungen für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades in Höhe von 10.400 € wurden dem Schreiben der Reha-Aktiv-Sportgemeinschaft entnommen. Die übrigen Erlöspositionen sowie die anderen aktivierten Eigenleistungen und sonstigen betrieblichen Erträge bleiben unverändert. Unter Berücksichtigung o.a. Erlössteigerungen ergeben sich bei einem ganzjährigen Betrieb des Hallenbades Umsatzerlöse von rd. 288.070 €.

 

 

Aufwandspositionen

 

Vorbemerkung

 

Die Betriebsaufwendungen der Bäder des Jahres 2017 wurden im Wege einer Kostenstellenrechnung soweit möglich als Einzelkosten direkt dem Hallenbad bzw. dem Wellenfreibad zugeordnet. Betriebsaufwendungen, die sowohl für beide Bäder anfallen, wurden als Gemeinkosten nach Betriebstagen geschlüsselt und den Einzelkosten zugeschlagen. Bei den Materialaufwendungen erfolgte zudem eine relative Anpassung an die Wirtschaftsplanansätze des Jahres 2018, um den allgemeinen tatsächlich zu erwartenden Kostenanstieg abzubilden und mit möglichst aktuell zu erwartenden Kostengrößen zu arbeiten.

 

 

Materialaufwendungen

 

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe

 

Die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe in Höhe von insgesamt rd. 204.500 € umfassen insbesondere die Energiebezugskosten in Höhe von rd. 124.000 €, die Wasser- und Abwassergebühren mit rd. 50.500 €  sowie den sonstigen Materialverbrauch mit rd. 30.000 €.

 

Die zusätzlichen Kosten für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades betragen rd. 54.543 €, sodass die Aufwendungen für die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe in diesem Fall bei rd. 259.043 € liegen würden.   

  

 

Bezogene Leistungen

 

Die Aufwendungen für bezogene Leistungen für das Jahr 2018 betragen rd. 104.600 €. Unter den bezogenen Leistungen werden im Wesentlichen die Wartungs- und Instandhaltungskosten der betriebstechnischen Anlagen sowie die Kosten für Wasseruntersuchungen erfasst.

 

Die zusätzlichen Kosten für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades betragen rd. 24.981 €, sodass die Aufwendungen für die bezogenen Leistungen in diesem Fall bei rd. 129.581 € liegen würden.      

 

 

 

Personalaufwendungen

 

Die Personalaufwendungen für 2018 betragen rd. 398.774 €.

 

Der Personalbedarf bei einem ganzjährigen Betrieb des Hallenbades ist schwer abzuschätzen, insbesondere auch vor dem Hintergrund der erforderlichen Arbeiten für die Betriebsaufsicht und die Verwaltungsleistungen zur Gewinnung von zusätzlichen Besuchergruppen zur Auslastung des Hallenbades. In Abhängigkeit der Auslastung des Wellenfreibades und des zur Verfügung stehenden Personals, wurde mit Personalkosten für eine halbe Stelle „Fachangestellter für Bäderbetriebe“ gerechnet. Die zusätzlichen Personalkosten für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades betragen danach rd. 24.813 €, sodass die Aufwendungen für Personal insgesamt in diesem Fall rd. 423.587 € betragen würden.      

 

 

 

Abschreibungen

 

Die Abschreibungen auf Sachanlagen betragen rd. 183.700 €.

 

Im Fall eines ganzjährigen Betriebes des Hallenbadesa sind neue Wasseraufbereitungsanlagen (Filtertechnik/Chlorgasanlage) herzustellen. Die Herstellungskosten betragen für die Filtertechnik nach erster Schätzung rd. 90.000 € und für die Chlorgasanlagen rd. 40.000 €. Da die bisherigen Räumlichkeiten im Technikkeller des Hallenbades durch technische Einrichtungen des Wärmeverbundes genutzt werden und die Installation einer Chlorgasanlage am alten Standort im Hallenbad aufgrund des Gefährdungspotenzials ausscheiden dürfte, wären noch die Standortfrage zu klären und zusätzlich bauliche Maßnahmen umzusetzen. Dafür wurden nochmals Investionskosten von 50.000 € eingeplant.   

 

Die zusätzlichen Kapitalkosten für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades betragen rd. 15.500 €, sodass die Aufwendungen für die Abschreibungen in diesem Fall bei rd. 199.200 € liegen würden.      

 

 

Sonstige betriebliche Aufwendungen

 

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betragen rd. 44.000 €. Im Wesentlichen handelt es sich um Aufwendungen für Versicherungen, Prüfung und Beratung, Marketing und eine Vielzahl kleinerer Einzelpositionen. Die zusätzlichen sonstigen betrieblichen Aufwendungen für einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades betragen rd. 14.100 €, sodass die sonstigen betrieblichen Aufwendungen insgesamt rd. 58.100 € betragen würden.      

    

 

 

Zinsaufwendungen

 

Die Zinsaufwendungen für 2018 betragen rd. 30.400 €. Da im Falle eines Ganzjahresbetriebes die Investitionen in die Wasseraufbereitung nur durch Kreditaufnahmen finanziert werden können, entstehen zusätzlich Zinsaufwendungen in Höhe von rd. 4.000 € p.a.; vorausgesetzt, dass die Fremdkapitalzinsen auf einem aktuell niedrigen Niveau verbleiben. Gerechnet wurde mit einem Zinssatz von 2,5 %. Die Zinsaufwendungen insgesamt würden auf rd. 34.900 € steigen.

 

 

 

Gesamtergebnis 2018

 

Für das Wirtschaftsjahr 2018 ergibt sich bei einem bisherigen wechselweisen Betrieb beider Bäder nach Abzug der Aufwendungen von den Erträgen ein negatives Gesamtergebnis in Höhe von rd. -665.304 €.

 

Im Fall eines ganzjährigen Betriebs des Hallenbades ergäbe sich voraussichtlich ein negatives Gesamtergebnis in Höhe von rd. -793.342 €.

 

Das Defizit der Bäder würde um rd. 128.038 € ansteigen, allerdings nur, wenn die unterstellten Erlöse von rd. 10.400 € auch tatsächlich realisiert werden können. Insofern teilt die Betriebsleitung die Bedenken der Reha-Aktiv-Gemeinschaft Nottuln, das „langfristig gesehen das Hallenbad aber nur in den Sommermonaten zusätzlichen Nutzern zur Verfügung steht“ (Anlage 1, vorletzter Absatz).

 

Es dürfte nahezu unmöglich sein, zusätzliche Besuchergruppen zu gewinnen, die zumeist in anderen Bädern ganzjährig „beheimatet“ sind, für einen Zeitraum von rd. vier Monaten in der Sommersaison. Das derzeitige Prinzip der Hallenbadnutzung „Reha-Aktiv-Sportgemeinschaft“ und „Kolpingsfamilie Nottuln“ für rd. 8 Monate mit Unterbrechung für rd. 4 Monate würde sich umkehren in eine Hallenbadnutzung für rd. 4 Monate mit Unterbrechung von rd. 8 Monaten und mögliche Probleme nur noch vergrößern. 

 

Aufgrund des gemeinsamen Jahresabschlusses der Betriebszweige Wasser- und Energieversorgung/Bäder kann davon ausgegangen werden, dass nur das bisherige negative Planergebnis in Höhe von -665.304 im Verbund der Gemeindewerke aufgefangen werden kann.

 

Zusätzliche Defizite in Höhe von rd. 128.000 € pro Jahr, im Fall eines ganzjährigen Betriebes, sind nach Auffassung der Betriebsleitung nur durch einen kommunalen Zuschuss aufzufangen und im Gemeindehaushalt darzustellen. Die Betriebsleitung hält unter Berücksichtigung der Kosten-Nutzen-Relation auch im Optimalfall (+128.000 € / rd. 5.143 Besucher = Zuschuss 24,89 €/Besucher) einen ganzjährigen Betrieb des Hallenbades für wirtschaftlich nicht sinnvoll.

 

Abschließend sei nochmals an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die seinerzeitigen Gespräche mit den Vertretern der einzelnen Nutzergruppen gezeigt haben, dass sich das Nottulner Hallenbad als Sportbad auszeichnet und für ein Rehabilitationsbad nur sehr eingeschränkt geeignet ist. Im Jahr 2014 wurden die Dinge umgesetzt, die aufgrund der eingeschränkten Kapazität möglich waren. So mussten alle Besuchergruppen „enger“ zusammenrücken oder Badezeiten aufgeben, um die ehemaligen Nutzer des Krankenhausbades aufzunehmen. Sowohl die Badegäste des öffentlichen Badebetriebes als auch die Mitglieder der DLRG Ortsgruppe Nottuln sowie die Nottulner Schulen haben konstruktiv an der aktuellen Lösung mitgewirkt.

 

Die Beratung über den möglichen Bau eines Bewegungsbades und die Frage des Aufbaus eines neuen Geschäftsfeldes „Rehabilitation“ in Konkurrenz zu privaten Anbietern dürfte im Gemeindeentwicklungsausschuss bzw. Haupt- und Finanzausschuss zu führen sein.     

 

 

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

 

Jahresergebnis Erfolgsplan 2018  ./. 793.342 €

 

davon:

 

665.304 € als Verlustausgleich innerhalb der Gemeindewerke

128.038 € als Zuschuss aus dem Gemeindehaushalt

 


Anlagen:

 

  1. Entwurf einer Erfolgsplanung 2018 unter Berücksichtigung eines ganzjährigen Betriebes des Hallenbades

 

  1. Schreiben der Reha-Aktiv-Gemeinschaft Nottuln 1965 vom 03.11.2017