Gremium: Ausschuss für Familie, Soziales, Bildung und Freizeit, Haupt- und Finanzausschuss

Beschluss: vertagt

Die Vorlage Nr. 072/2011 ist dem Originalprotokoll als Anlage Nr. 1 beigefügt.

 

Bürgermeister Schneider führt in die Thematik ein.

Er berichtet ausführlich über die Entwicklung der Hauptschulen im Allgemeinen und über die Qualität der Nottulner Hauptschule im Besonderen.

Er äußert ein klares Bekenntnis zum Gymnasium Nottuln und wünscht Herrn Siegler als neuem Schulleiter eine glückliche Hand und Geschick und dem Gymnasium Nottuln eine segensreiche langjährige Zukunft.

Er berichtet weiterhin, dass zur Optimierung des Schülerverkehres verwaltungsintern eine Bestandsaufnahme in Auftrag gegeben worden ist.

Bürgermeister Schneider informiert die Ausschussmitglieder über Gespräche mit den Nachbarkommunen, insbesondere mit Herrn Bürgermeister Holz von der Gemeinde Senden, Frau Bürgermeisterin Stremlau von der Stadt Dülmen sowie Frau Bürgermeisterin Dirks von der Stadt Billerbeck. In der Gemeinde Senden sowie in der Stadt Dülmen wird ebenfalls über die Einrichtung einer Sekundarstufe nachgedacht.

Ebenfalls berichtet er über die bisher geführten intensiven auslotenden Gespräche mit dem Bistum Münster. Er weist darauf hin, dass es bisher jedoch noch keine „Verhandlungen“ gegeben hat.

Verschiedene Alternativen hinsichtlich der zukünftigen Schulentwicklung in der Gemeinde Nottuln werden von Bürgermeister Schneider vorgestellt. Jedoch wird von ihm die in der Vorlage dargestellte „Einrichtung einer Sekundarschule“ für Nottuln favorisiert.

Ratsherr Hartmut Rulle von der CDU-Fraktion führt aus, dass seiner Fraktion eine ortsnahe Beschulung wichtig ist. Wenn eine Sekundarschule in kirchlicher Trägerschaft eingerichtet wird, dann sei dieses der richtige Weg. Nottulner Schülerinnen und Schüler in umliegende Kommunen fahren zu müssen, weil sie in Nottuln selbst kein geeignetes Schulangebot finden könnten, hielte er für keine adäquate Lösung.

Die CDU-Fraktion stünde zwar einer Schule in kirchlicher Trägerschaft positiv gegenüber; der Kostenrahmen von 5 Millionen Euro sei jedoch zu hoch für die Gemeinde Nottuln. Um diesen Kostenrahmen zu reduzieren sollte der Frage nachgegangen werden, ob ein kompletter Neubau bei zurückgehenden Schülerzahlen erforderlich sei.

Ebenfalls sollte untersucht werden, ob eine Sekundarschule in kirchlicher Trägerschaft an zwei Schulstandorten möglich ist. Diesbezüglich soll die Verwaltung mit dem Bistum Münster Kontakt aufnehmen.

 

Ratsherr Haase erläutert, dass auch die SPD-Fraktion bildungspolitisch die zwingende Notwendigkeit einer Sekundarschule sieht. Es müsse auch für bildungsschwächere Schülerinnen und Schüler ein Schulangebot in der Gemeinde Nottuln vorgehalten werden.

Er weist auf die problematischen infrastrukturellen Konsequenzen hin, falls Nottuln auf ein volles Schulsystem verzichten würde.

Auch die SPD-Fraktion sieht noch die Notwendigkeit, über die Kosten zu verhandeln.

Herr Haase weist ferner darauf hin, dass die Lehrerinnen und Lehrer der Geschwister-Scholl-Hauptschule über umfangreiche Erfahrung im Hinblick auf Integration verfügten. Die Verwaltung solle daher ebenfalls im Rahmen der Verhandlungen darauf hinwirken, dass die Pädagoginnen und Pädagogen der Geschwister-Scholl-Hauptschule mit in die neue Sekundarschule übernommen werden.

 

Ratsherr Walter von der FDP-Fraktion weist darauf hin, dass die Schülerzahlen der Hauptschule nicht nur in Nottuln rückläufig sind, sondern auch auf Landesebene. Die Sekundarschule sei daher ideal und stelle eine große Chance für Nottuln dar.

Er hält es für notwendig die Grundschulen aller Ortsteile mit einzubinden, damit die Sekundarschule eine große Akzeptanz finden könne.

Er ist der Auffassung, dass eine Sekundarschule in Nottuln ein hochwertiger Standortfaktor wäre.

Ratsherr Peter-Dosch von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen begrüßt das Thema „Sekundarschule“. Grundsätzlich müsse darüber nachgedacht werden, welche Schulabschlüsse in der Gemeinde Nottuln angeboten werden sollten und zu welchen Kosten.

Er weist darauf hin, dass in der Einleitung des Bürgermeisters die Schulorte Münster und Coesfeld mit ihrem Angebot nicht erwähnt wurden.

Er prognostiziert für das Jahr 2025 nur vier bis fünf verbleibende Züge im Bereich der Sekundarstufe I. Aus diesem Grund sollte der tatsächliche Schulraumbedarf näher betrachtet werden. Unter anderem schlägt er vor, im Rahmen der Kooperation zwischen den Schulen zu prüfen, ob die Klassen neun und zehn der zukünftigen Sekundarschule nicht zum Beispiel in den Räumlichkeiten des Gymnasiums Nottuln unterrichtet werden können und dadurch der Ausbau an der Realschule vermieden werden kann.

Weiterhin wirft Ratsherr Peter-Dosch folgende Frage auf, ob Investitionen an der bischöflichen Schule überhaupt relevant seien für das Vermögen der Gemeinde.

Weiterhin ist er der Auffassung, dass kein Weg an Inklusion und der damit verbundenen Barrierefreiheit vorbei führe. Der gebundene Ganztag sei notwendig, um sinnvolle Abschlüsse zu erreichen.

 

Ratsherr Schulz von der UBG-Fraktion weist darauf hin, dass die Finanzierung des Projekts eine herausragende Rolle in Nottuln spiele, gerade auch im Hinblick auf die Änderung im Gemeindefinanzierungsgesetz. Die Kosten für eine Sekundarschule müssten möglichst gering gehalten werden.

Wichtig sei, dass die Eltern über die neue Schulform informiert würden. Um die Akzeptanz einer solchen Schulform zu erfahren, sei der Elternwille abzufragen. Ohne Berücksichtigung des Elternwillens könne eine Entscheidung nicht getroffen werden.

Ratsherr Schulz favorisiert den gebundenen Ganztag. Diesbezüglich müssten die Kosten transparent dargestellt werden.

Er begrüßt den Vorschlag von Herrn Peter-Dosch, einen oder zwei Jahrgänge der Sekundarschule in Räumlichkeiten des Gymnasiums unterzubringen.

Beigeordneter Fallberg wertet die Entscheidung über eine Einrichtung einer Sekundarschule in Nottuln als eine der schwierigsten Entscheidungen der letzten Jahre.

Es gebe noch einige Unwägbarkeiten:

-          Die Finanzierung der Sekundarschule ist noch nicht abschließend geklärt.

-          Die zukünftige Finanzsituation der Gemeinde Nottuln sei nicht kalkulierbar. Die Schlüsselzuweisungen würden nach ersten Informationen des Landes für Nottuln weiter sinken, die Einnahmen aus der Einkommenssteuer für 2012 vermutlich steigen.

Beigeordneter Fallberg geht davon aus, dass die Gemeinde Nottuln in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht gezwungen sein werde, für die Sekundarschule einen Kredit aufzunehmen.

Er glaubt, dass die Umsetzung der Sekundarschule in den nächsten drei Jahren kostenneutral im Haushalt dargestellt werde kann. Dieses könne jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht belegt werden.


Frau Jürgens von der SPD-Fraktion möchte, dass das positive Wirken und die Erfahrungen der Geschwister-Scholl-Hauptschule in die Sekundarschule mit einfließen. Sie erwähnt insbesondere den Kontakt mit der Wirtschaft sowie die Integration im Unterricht. Es solle im Rahmen der Verhandlungen darauf hingewirkt werden, dass die engagierten Pädagoginnen und Pädagogen der Geschwister-Scholl-Hauptschule in der Sekundarschule übernommen werden.

Die Sekundarschule solle nach Möglichkeit an zwei Schulstandorten geführt werden. Frau Jürgens geht davon aus, dass hierdurch die Kosten für den angedachten Ausbau an der Realschule entfallen könnten.

Sie ist ferner der Auffassung, dass die Eltern den gebundenen Ganztag nicht wollen. Sie favorisiert daher einen offenen Ganztag, wie es bisher an der Geschwister-Scholl-Hauptschule praktiziert werde.

Herr Lütkecosmann von der CDU-Fraktion vertritt die Auffassung, dass es nicht sein könne, dass die Gemeinde keine Ausgestaltungsmöglichkeit der Sekundarschule in Trägerschaft des Bistums Münster habe.Bei einem möglichen neuen Kooperationsverfahren sollte der Gemeinde mehr Einfluss bei der Konzeptentwicklung der Sekundarschule eingeräumt werden. Darüber hinaus müssten alle leer stehenden Räume an den Schulen der Gemeinde Nottuln in Betracht gezogen werden, bevor über einen Neubau nachgedacht werden könne. Er weist auf das gut funktionierende Schulsystem an zwei Standorten in Ledgen-Rosendahl hin.

Ebenfalls sollte die Nutzung der vorhandenen Sporthallen möglich sein, bevor eine neue Turnhalleneinheit gebaut wird. Diesbezüglich müsse mit dem Bistum Münster verhandelt werden.

Ferner weist Herr Lütkecosmann darauf hin, dass der Beschlussvorschlag seines Erachtens zu Punkt 3 nachrichtlich wie folgt erweitert werden sollte:

„Die Liebfrauenschule nimmt ab dem Schuljahr 2012/2013 keine Schüler/innen mehr auf und läuft ebenfalls sukzessive aus.“

Frau Schulleiterin Brockmann (Geschwister-Scholl-Hauptschule) berichtet, wie und wann sie und ihr Kollegium das Thema „Sekundarschule“ erreicht hat. Sie weist darauf hin, dass an der Geschwister-Scholl-Hauptschule gute Arbeit geleistet werde, das die Geschwister-Scholl-Hauptschule das Nottulner Kooperationsmodell mit ins Leben gerufen habe und gern bei den Vorüberlegungen mit einbezogen worden wäre.

Auch zukünftig müssten Nottulner Kinder die Möglichkeit haben, im Sekundarbereich zieldifferent beschult zu werden. Ebenfalls sollte die an der Geschwister-Scholl-Hauptschule bisher sehr erfolgreich durchgeführte Berufsorientierung in einer zukünftigen Sekundarschule mit einbezogen werden.

 

Herr Schulleiter Siegler (Gymnasium Nottuln) berichtet über die Kooperation mit der Liebfrauenschule. Zurzeit nehmen fünf Schüler am Probeunterricht am Gymnasium Nottuln teil.

Er ist der Meinung, dass eine Sekundarschule darüber hinaus noch etwas Zusätzliches bringe und begrüßt diese ausdrücklich. Wenn die hohen Standards der Liebfrauenschule beibehalten würden, sei dieses ein Gewinn für die Schulwechsler zum Gymnasium.

In den Baumberge-Kommunen sei das Gymnasium Nottuln das einzige Gymnasium. Der Schülertransport sei daher ein wichtiges Thema. Es habe am Gymnasium ein Treffen mit Schülern und Eltern mit dem Thema „Schülerbeförderung“ gegeben. Die Eltern würden diesbezüglich initiativ tätig werden.

Herr Schulleiter Suttrup (Liebfrauenschule) bringt seine große Hochachtung vor die Arbeit der Geschwister-Scholl-Hauptschule zum Ausdruck. Auch er hätte sich eine frühere Beteiligung gewünscht. Er weist darauf hin, dass für die Schapdettener Schülerinnen und Schüler auch Roxel ein interessanter Schulstandort sei.

Er erklärt, dass die Bedeutung des längeren gemeinsamen Lernens in breiten Teilen der Bevölkerung inzwischen erkannt wird. Es gebe neue pädagogische Entwicklungen des gemeinsamen Lernens; das bisherige gegliederte System stehe nicht mehr im Vordergrund. Gemeinsames Lernen koste jedoch Geld; so müssten z.B. mehr Lehrkräfte und Differenzzierungsräume etc. zur Verfügung stehen. Wenn man diese Qualität wolle, müsse man sich auch den Kosten stellen.

Den Unterricht an getrennten Standorten sieht er nicht unproblematisch. Der Diskussion müsse man sich stellen.

Es werde erwartet, dass das Bistum Münster sich an der Qualitätssicherung beteilige. Das know how von den Kolleginnen und Kollegen der Geschwister-Scholl-Hauptschule werde gebraucht. Kompetente Leute werden bei der Geschwister-Scholl-Hauptschule bis zum Abschluss gebraucht. Für das Bistum sieht er den Vorteil, sich durch die Errichtung einer Sekundarschule auch aktuell profilieren zu können.

Herr Suttrup sieht die Sekundarschule als attraktive Alternative für die Friedensschule in Münster sowie für die Anne-Frank Gesamtschule in Havixbeck. Er hält es für denkbar, dass dadurch die Zahl der Auspendler-Schüler sich verringern ließe.

Der pädagogische Aufgabe Ganztagsunterricht müsse man sich stellen. Hierbei lässt er die Frage nach der Bevorzugung entweder des gebundenen oder des offenen Ganztages bewusst unbeantwortet. Er könne sich auch einen stufenweisen Ausbau vorstellen.

Ratsfrau Bürger (Fraktion Bündnis 90/Grüne) hält die Errichtung einer Sekundarschule für einen Schritt in die richtige Richtung. Sie weist darauf hin, dass allerdings die demografische Entwicklung eine große Herausforderung unserer Zeit darstelle. Die Zahl der Grundschulabgänger betrage dieses Jahr 239 und reduziere sich zum Schuljahr 2015/2016 auf 165 Grundschulabgänger. Diese Zahlen müssten über einen Neubau von Schulgebäuden berücksichtigt werden.

Ratsfrau Boldt-Hübner (UBG-Fraktion) begrüßt, dass das Bistum Münster bereit ist, eine Sekundarschule in Nottuln zu errichten. In der Sekundarschule würde ein Beschulungsangebot für alle Begabungen angeboten. Auch die Förderung anderer Begabungen sei wichtig.

Es sei ferner von großer Bedeutung, dass bei Vertragsausgestaltungen, -z.B. in der Präambel-, klar zum Ausdruck gebracht werde, dass in der Sekundarschule alle Kinder, gleich welcher Konfession sowie auch ohne Konfession, aufgenommen werden. Es wäre wünschenswert, wenn zukünftig die evangelische Kirche als zweite Konfession mit einer Stimme im Beirat vertreten sei.

Die Gemeinde dürfe sich bei Errichtung einer Sekundarschule nicht finanziell übernehmen. Es werde daher eine Ausarbeitung der in der Sitzung angesprochenen Standortmodelle gewünscht. Hierbei solle ebenfalls die pädagogische Seite bei einer Beschulung an zwei Standorten Berücksichtigung finden.

Bürgermeister Schneider teilt mit, dass er von verschiedenen Fraktionen angesprochen wurde, auf eine Abstimmung in der heutigen Sitzung zu verzichten. Er wünsche sich einen breiten gemeinsamen Konsens mit einem klaren Ergebnis. Er stellt fest, dass die Ausschüsse den möglichen Perspektiven einer Sekundarschule in kirchlicher Trägerschaft mit großer Offenheit aber auch mit der Formulierung offener Fragen begegnet seien.

Die nächste gemeinsame Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Ausschusses für Familie, Soziales, Bildung und Freizeit soll am Dienstag, dem 11. Oktober 2011, stattfinden. Hier sei von beiden Ausschüssen je ein empfehlender Beschluss für die Ratssitzung am Dienstag, dem 18. Oktober 2011, zu fassen. Eine Entscheidung sollte noch vor den Herbstferien getroffen werden.

Ratsherr Schulze-Bisping (CDU-Fraktion) hält fest, dass es im Grundsatz einen einheitlichen Konsens für die Zustimmung für die Errichtung einer Sekundarschule in Trägerschaft des Bistums Münster gebe, wobei die vorhandenen Personalressourcen der Hauptschule sowie vorhandene Räume genutzt werden sollten. 

Herr Schulleiter Suttrup (Liebfrauenschule) weist auf den Termin am 17. November 2011 hin, bei der sich die weiterführenden Schulen den neuen Fünftklässlern vorstellen. Bis zu diesem Termin müsste konzeptionell für die Eltern etwas ausgearbeitet sein.

 

Die Abstimmung wird einvernehmlich vertagt.